Die Bronzefibel. Die Wikinger-Saga - Band 3 by Kari Köster-Lösche

Die Bronzefibel. Die Wikinger-Saga - Band 3 by Kari Köster-Lösche

Autor:Kari Köster-Lösche [Köster-Lösche, Kari]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Wikinger, historisch, eBooks, Krimi, Spannung
ISBN: 978-3-95824-018-6
Herausgeber: dotbooks
veröffentlicht: 2015-08-26T16:00:00+00:00


Mehr aus dem Wunsch, der trüben Stimmung zu entgehen, als aus Überzeugung, machte Folke sich abends mit dem Fibelbeutel am Gürtel noch einmal auf den Weg zum Stadthaus des Schnitzmeisters. Es dämmerte und war kurz vor Mitternacht. Die meisten Einwohner von Birka waren jetzt bei ihrem Abendessen im Haus und würden bei Dunkelheit schlafen gehen.

Am Hafen ging es noch ziemlich lebhaft zu, dort wurde unter lautem Gebrüll und »Hol-durch«-Rufen ein Mast gesetzt. Einige Männer verholten Schiffe, die am frühen Morgen auslaufen sollten. Einen Augenblick schwankte Folke, ob er zusehen sollte, dann entschied er sich dagegen. Tordis würde froh sein, wenn er bald wieder im Haus wäre.

Die Straße der Fährleute lag still da, nur aus den Häusern der käuflichen Frauen fiel flackerndes Licht aus den offenen Türen. Die Straße aber war finster, und Folke kam ungehindert voran. Das Lachen aus den Häusern folgte ihm, doch es war nicht die derbe Vergnügtheit der Männer am Hafen, für die der Kampf mit den Masten und Schiffsrümpfen Sport und Spiel zugleich war.

Lachen und Licht in seinem Rücken wurden von einem aufziehenden Wolkengebirge verschluckt. Als er das andere Ende. der Straße erreicht hatte, war es still und dunkel. Folke hatte keinen Grund, sich zu verbergen, aber ganz wohl war ihm nicht. Ihm fiel ein, daß seine Mutter der Meinung war, auch nächtlicher Totschlag sei von Menschenhand ausgeführt, niemals durch Riesen. Ob sie recht hatte?

Er war erleichtert, als er Erlings Haus erreichte. Die Haustür war verschlossen – zuerst dachte er, es sei niemand zu Hause. Aber dann sah er gegen den Nachthimmel weiße Rauchfäden aufsteigen, und es kam ihm so vor, als ob sich drinnen etwas rührte. Er lauschte mit erhobenem Kopf. Wahrscheinlich war der Schnitzmeister nicht anwesend und seine Frau allein nicht lauter als eine Maus im Gerstensack.

Wenn er nicht so intensiv nach der Maus gehorcht hätte, hätte er leicht das Vibrieren der Bogensehne überhören können, die irgendwo auf der Straße gespannt und losgelassen wurde. Instinktiv warf er sich zu Boden und lag schon, als der Pfeil über ihn hinwegschwirrte und mit dumpfem Aufprall gegen die Hauswand schlug.

Folke wagte nicht einmal den Kopf zu heben, sondern spähte durch die Haarsträhnen hindurch in die Düsternis der Straße. Er mußte fort, bevor die Wolke den Mond freigab.

Er sah niemanden, aber er hörte schleichende Schritte. Sein Verfolger wechselte die Position und war dann wieder still.

So lange, wie er benötigte, um Folke wieder genau ins Auge zu fassen und den Bogen zu spannen, war Folke außer Gefahr. Für wenige Sekunden. Wie eine übergroße Eidechse kroch er eilig auf Fingern und Zehenspitzen lautlos am Haus entlang, und sobald er hinter der Ecke war, sackte er erschöpft auf den Bauch. Das Sirren des Pfeils neben seinem Ohr hatte er erwartet, trotzdem klang es bedrohlich wie ein angreifender Wespenschwarm. Nicht weit von ihm fuhr er in die Erde.

Aber vorübergehend war Folke in Deckung. Und gerade noch rechtzeitig. Als er vorsichtig um die Ecke lugte, wurde es fast taghell. Dankbar berührte er Thors Hammer, das Amulett, das an seinem Hals hing. Thor hatte ihn beschützt.



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