Die Bitch Bibel by Katja Krasavice

Autor:Katja Krasavice
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2020-05-04T14:02:46+00:00

7. Gebot

Selbstbestimmte Schlampen mögen’s heiß!

Wie, wann und wo ich es treibe

Eis am Schuh, heiß am Höschen und im Möschen. Was sich anhört wie ein schlechter Pornotitel ist die Geschichte, die mich offiziell zur größten Schlampe Leipzigs machte. Ich war 14 und liebte es, während des Winters in der Indoor-Schlittschuhhalle abzuhängen. Die wunderschöne Eisfläche wird jährlich für ein paar Monate unter der Kuppel des Leipziger Kohlrabizirkus aufgebaut. An den Wochenenden war das der perfekte Ort, um mit anderen Jugendlichen abzuhängen. Natürlich nicht um ausschließlich Schlittschuh zu laufen, sondern um anderweitig das Eis zu brechen. Ich stand drauf, mich dort zu betrinken und mit Jungs anzubandeln, da von den Mädels ja eh kaum eine mit mir abgehangen hätte. So kam es, dass ich einige Typen bereits gut kannte und mit einem von ihnen immer mal wieder rummachte. Ali war Araber, hielt aber wohl nichts von seiner Namensherkunft. Denn erhaben oder edel waren die Absichten, die er an diesem Tag hegte, eher nicht. »Ich hab Druck, lass mal aufs Klo und ein bisschen Spaß haben!«, flüsterte er mir ins Ohr, während ich mir die Schlittschuhe von den Füßen zog. Damals fand ich das nicht schlimm, weshalb ich naiv zustimmte und mich mit ihm an den Damentoiletten verabredete. Ali kam, aber nicht allein, denn er fand es witzig, Leipzigs berühmt-berüchtigten Fuckboy mitzubringen. Ein Typ, der in der Stadt bekannt dafür war, alles wegzuflexen, was nicht bei drei auf der Eisfläche verschwand. Und dort war ich ja nun nicht mehr. Wir quetschten uns zu dritt in eine der vielen nebeneinanderliegenden Kabinen. Dann ging es rund. Rums, bums! Unsere Körper knallten an die wackeligen Wände, der Spülkasten knarrte und das heruntergefallene Toilettenpapier wickelte sich hartnäckig um meine Schuhe. Vornübergebeugt blies ich Alis Schwanz, während der Fuckboy mich von hinten nahm. Ich fand die Situation cool und aufregend, und so stöhnte ich besonders laut, um die Jungs so richtig aufzugeilen. Natürlich kam niemand von uns zum Orgasmus, weil es für ein Entspannen zu eng und ich zu beschäftigt war, das olle Klopapier wieder loszuwerden. Blöderweise bemerkte keiner von uns, dass mittlerweile ein Haufen Leute unter der Tür durchguckten und so nicht nur hörten, dass da was abging, sondern auch sahen, wie unsere Füße standen. Als ich wieder zur »Clique« zurückkam, ging der Aufstand los. Ob ich Flittchen tatsächlich Geschlechtsverkehr auf dem Klo gehabt hätte und das auch noch zu dritt, riefen sie fragend und lachten. Auch wenn ich versuchte, alles abzustreiten, gab es fortan kein anderes Thema. Die Geschichte verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Katja hatte einen Dreier in der Toilette, Schlampe, Hure, Stadtmatratze. Von da an war mein Ruf in Stein gemeißelt, zumal sich auch erfundene Geschichten dazugesellten. Beispielsweise dass ich bei McDonald’s mehrere Quickies gehabt hätte. Klar, nur weil es ein Schnellrestaurant ist, heißt es nicht, dass da andere Sachen ebenfalls flott abgehen. Aber es passte eben so schön zu der echten Geschichte. Der Zwischenfall in der Eisarena brachte den Mobbingstein endgültig ins Rollen und ich war machtlos, denn ich wollte mich nicht anpassen. Ein paar Monate später überrollte er mich am Cospudener See, was traumatisch war.

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