Die besten Fantasy-Stories 1 by Lin Carter

Die besten Fantasy-Stories 1 by Lin Carter

Autor:Lin Carter [Carter, Lin]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Moewig 3747
veröffentlicht: 2013-11-17T00:00:00+00:00


Zwei Tage später saß Tsotuga auf seinem Thron im Audienzsaal und trug die riesige Staatskrone. Dieser gefiederte und geflügelte Kopfschmuck, der mit Pfauenfedern und wertvollen Steinen überladen war, wog mehr als zehn Pfund. Er hatte sogar ein Geheimfach. Des Gewichts wegen trug Tsotuga die Krone nur, wenn es die Etikette unbedingt verlangte.

Der Zeremonienmeister ließ Ajendra herein. Der mulvanische Zauberer war ein großer, hagerer Mann, der gebückt an einem Stock ging. Mit Ausnahme seines langen weißen Bartes, der aus dem mahagonifarbenen Gesicht zu fließen schien, war alles an Ajendra braun – von seinem schmutzigen braunen, zwiebelförmigen Turban, zu seinem schmutzigen braunen Gewand, bis hinunter zu seinen schmutzigen braunen Barfüßen. Seine Einfarbigkeit bildete einen starken Kontrast zu dem Gold, Zinnoberrot, Grün, Blau und Purpur des Audienzsaals.

Mit spröder Stimme entbot Ajendra auf Kuromonisch, das er mit einem Akzent sprach, dem Herrscher den Gruß. „Dieser jämmerliche Wurm beugt sich vor Eurer unbeschreiblichen Majestät.“ Dann schickte er sich an, langsam und mühevoll auf die Knie zu gehen.

Der Kaiser winkte ihm aufzustehen und sagte: „Aus Achtung vor Eurem Alter wollen wir auf den Kniefall verzichten. Erzählt uns nun von Eurer unbezwingbaren Waffe.“

„Eure Majestät ist zu gütig zu diesem unwürdigen Elenden. Seht, Eure Majestät.“

Aus seinem zerrissenen Ärmel zog er einen bemalten Fächer. Wie auch die anderen Anwesenden hielt Ajendra seinen Blick von des Herrschers Gesicht abgewandt. Man fürchtete nämlich, daß der, welcher dem Kaiser direkt ins Antlitz sah, von dessen ungeheuerlicher Pracht geblendet werde.

„Dieser Fächer“, fuhr Ajendra fort, „wurde von dem berühmten Zauberer Tsunjing für den König der Gowling Inseln gefertigt. Die Umstände zu beschreiben, die ihn in die Hände dieses Unwürdigen gelangen ließen, würde zuviel Zeit in Anspruch nehmen und Eure Majestät nur langweilen.“

Zumindest, dachte Tsotuga, hat sich der Bursche mit den höflichen kuromonischen Umgangsformen vertraut gemacht. Viele Mulvanier benahmen sich nämlich dermaßen ungezwungen, daß es an Unverschämtheit grenzte. Er sagte: „Er sieht aus, wie jeder andere Fächer auch. Worin liegt seine besondere Kraft?“

„Oh, das ist ganz einfach erklärt, Erhabener. Man kann alles Lebende damit hinwegfächern.“

„Oho!“ rief der Herrscher aus. „Das also geschah mit dem vermißten Nanka.“

Ajendra blickte unschuldig drein. „Dieses abscheuliche Reptil versteht Eure göttliche Majestät nicht.“

„Macht Euch nichts daraus. Wohin verschwinden die Opfer?“

„Eine Theorie meiner Schule ist, daß sie in eine Ebene versetzt werden, die parallel zu dieser besteht. Eine andere meint, sie würden in ihre kleinsten Bestandteile zersprengt, behalten aber soviel von ihren persönlichen Eigenschaften, daß sie durch eine bestimmte Folge von Schlägen mit dem Fächer wieder zusammengefügt werden können.“

„Ihr meint, Ihr könnt die Wirkung umkehren, und die Verschwundenen zurückholen?“

„Ja, Obermenschlicher. Man faltet den Fächer und klopft sich auf Handgelenk und Stirn nach einem bestimmten Kode, und schon ist der Verschwundene wieder da! Möchtet Ihr, daß ich es vorführe? Es besteht keine Gefahr für die Versuchsperson, denn dieser demütige Diener kann sie augenblicklich zurückholen.“

„Sehr schön, guter Zauberer. Achtet aber darauf, daß Ihr dieses Ding nicht auf Uns richtet. Wen schlagt Ihr für diesen Versuch vor?“

Ajendra sah sich im Audienzsaal um. Bewegung kam in die Zeremonienmeister, Wachen und anderen Anwesenden. Glänzende Rüstungen blitzten auf



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