Die Araber by Albert Stähli

Die Araber by Albert Stähli

Autor:Albert Stähli [Stähli, Albert]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Frankfurter Societäts-Medien GmbH
veröffentlicht: 2017-07-05T00:00:00+00:00


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Abbildung 24: Islamische Rechtsschulen

Die arabische Kriegsführung

Bereits die Römer nahmen gern Araber oder, wie sie damals genannt wurden, Sarazenen als Söldner in ihren Kriegsdienst. Zum Beispiel waren es arabische Reiter, die Kaiser Valens aus dem Osten herangeführt und bei Adrianopel (378) gegen die Westgoten in Stellung gebracht hatte.

Die Araber galten als exzellente Reiter und furchtlose Kämpfer mit großer Ausdauer und Selbstgenügsamkeit. Diese Tugenden sind gesellschaftlich bedingt, denn auf der arabischen Halbinsel hatte nahezu ständig und meist aus wirtschaftlichen Gründen ein Kleinkrieg zwischen den Stämmen geherrscht. „Mit der Gründung der umma, also einer politischen Gemeinschaft, die praktisch alle Araber (…) vereinte, war dies nicht mehr möglich. (…) Nicht mehr der Stamm, sondern die Gemeinschaft der Muslime war der neue Bezugsrahmen, die für die Araber relevante politische Einheit – der Staat gewordene Islam.“ (Schlicht, A., 2013, S. 50 f.) Im Zeichen Allahs gelang es dem Propheten, die Clans zusammenzuführen und zu einer geschlossenen Heeresmacht von zuvor ungeahnter Größe zu formieren.

Die Kraft der großen Zahl

Mohammed selber soll im Jahre 630 für einen – erfolglosen – Zug gegen das byzantinische Reich 30.000 Mann zusammengebracht haben, entnimmt der Militärhistoriker Hans Delbrück (2012, S. 159) zeitgenössischen Quellen. Geschichtswissenschaftler halten die eindrucksvolle Zahl nicht für unmöglich. In der gegen die Perser gerichteten Schlacht bei Adschnadein (634) südlich von Jerusalem sollen die Araber einer Schätzung zufolge 25.000 bis 30.000 Mann stark gewesen sein. „Um der Übermacht ganz sicher zu sein, hatten sie noch 3000 Reiter von dem am Euphrat gegen die Perser operierenden Heer herangezogen, die mitten durch die Wüste marschiert waren, das Wasser mit sich schleppend.“ (Delbrück, H., 2012, S. 160)

Gewiss: Die Kalifen hatten durch die Unterordnung der kriegerischen Wüstenstämme unter ihren Befehl einen nahezu unerschöpflichen Vorrat an Kämpfern zur Verfügung. Trotzdem: „Die Zahlen von 20 000 und gar 40 000 Mann, die Nord-Afrika erobert haben sollen, sind sicherlich zu hoch; solche Massen hätte man auf dem ungeheuren Marsch durch Tripolis nicht ernähren können, und der vierte Teil dürfte auch für die Aufgabe genügt haben“, wendet sich Delbrück gegen Übertreibungen zeitgenössischer Berichterstatter. Er schließt aber mit unverhohlener Hochachtung: „Selber bereits ein streng geordneter politischer Organismus (die Araber, d. Verf.), zerstörten sie die unterworfene Kulturwelt nicht in dem Grade wie die Germanen. Das wirtschaftliche Leben geht nach kurzer Unterbrechung im alten Gleise fort, man versinkt nicht vollständig in die Natural-Wirtschaft wie im Occident und gründet das neue Staatswesen auf den Satz, daß die unterworfenen Ungläubigen Steuern zahlen, um damit den herrschenden Kriegerstand zu erhalten.“ (Delbrück, H. 2012, S. 162)

Gewiefte Strategen in der Verhandlungsführung

Tatsächlich waren die Krieger Allahs herausragend in der strategischen Verhandlungsführung mit den Städten und Regionen vor und während der Kampfhandlungen. Das Streben nach einer Lösung auf dem Verhandlungswege war eine uralte arabische Tradition: Schon die Nomaden hatten niemals Raubzüge gegen Clans geführt, mit denen sie verbündet waren. (vgl. Watt, W. Montgomery, 1988, S. 19) Vor einem Angriff auf eine befestigte Ortschaft verhandelten sie mit den Chefs der Gegenseite und versuchten, einen Vertrag mit ihnen abzuschliessen, der für diese (oder wenigstens für größere Gruppen) vorteilhaft war und statt zum Kampf oft zur freiwilligen Unterwerfung führte.



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