Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch by Jean Paul

Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch by Jean Paul

Autor:Jean Paul [Paul, Jean]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Zeno.org
veröffentlicht: 2015-06-28T22:00:00+00:00


Fußnoten

27 Giannozzo heißet der große Hans, Giannino Hänschen, indes scheint er recht absichtlich eine gewisse Dunkelheit über diesen Morgen zu werfen. D. H.

28 Welche sonderbare Ahnung! D. H.

Achte Fahrt

Kerker – Selbstdefension – Spöhr – Scharweber – juristischer Nutzen der Elektrizität

Morgens um 10 Uhr. »Achte Fahrt« schreib' ich nur, um abzuteilen; denn ich meines Ortes sitze jetzt an einem Orte – gestern um diese Zeit trank ich in Lilar – fest, wo ich nirgends, daß ich wüßte, hinzufahren vermöchte, ausgenommen zum Teufel etwan.[972]

Freilich will ichs euch erzählen – was soll ich Gescheuteres anfangen? –, so gram ich Millionen bin. Aber warum war ich gestern nicht unsäglich unmäßig und stürzte nur Freudenbecher in mich, anstatt mich in Heidelberger Freudenfässer? Denn ich konnt's haben. Konnt' ich nicht zu Kinderbällen unter dem Vorsitz der Mädchen-Schulmeister herunterschießen – und auf eine Insel in der Elbe zur Sieste – und zum musikalischen Karrenschieber Federle29 unter mir – und mitten unter eine heilige Familie auf einer Waldhöhe, wo bunte Shawls an jungen Bäumchen wehten, der alte Vater rauchte und mit den dichterischen Augen auf den Welten des Frühlings lag und die schöne Tochter am wegflatternden Kaffeefeuer blühte und die Mutter über einige muntere kleine Springinsfelder Wache hielt? Aber ich wollte in das sanfte Leben der arkadischen Älpler nicht die Gärung des meinigen gießen. – Wo bin ich? –

Leider hier? Ich flog gestern nachts lange irre und wollte, endlich müde, auf Erden in einem Wirtshaus schlafen. Leider wollte der angebissene Mohnölkuchen, der Mond, gar nicht herauf, und ich konnte von der Stadt, wohinunter ich gedachte, nichts als die Talglichter erkennen. Ich sank ihr demnach langsam und guter Dinge zu, ohne zu merken, daß ich mich dem verfluchten Mülanz, dem ich den Galgenjubel nachgelassen, in den Schoß setze. Da ich nur sehr gemach – um mit den gläsernen Sänftendielen auf nichts aufzustoßen – niederging und oft im Sinken hielt: so kam ich vor einem hellen Fenster im vierten Stock vorbei, durch welches ich den Zensor Fahland neben einem Bette knien sah, wovon nichts Schlafendes ersichtlich war als ein weißes Händchen, das der Beter hielt. Der Chemiker machte über die Brennbarkeit weiblicher Diamanten seine Versuche. Ich drückte leicht das Fenster (an dessen Kloben mich heftend) auf und wollte seine auf dem Sessel schlafenden Strümpfe und andere zum Untern seiner Karten gehörige Kleider herausziehen, um ihn vor der Welt ins erbärmlichste Licht zu setzen; – und es gelang auch – aber indem ich seine Effekten in die Sänfte hineinhatte, schrie der[973] Diamant im Bette: »Ein Räuber!« (er war da, aber neben dir, dummer Juwel! -) und unter mir riefen drei Nachtwächter dasselbe aus. Hätt' ich nur noch drei Pfund Steine übrig gehabt – von meinen sentimentalischen Aussichten in die Abendsonne –, so konnt' ich mich heben; jetzt fiel ich samt der Fahländischen Verlassenschaft dem Nachtwächtertrio in die Arme und Spieße.

Ich werde mich eurentwegen nicht noch ärgern und meine nächtliche Galle wiederkäuen dadurch, daß ich euch weitläuftig meine Tätlichkeiten, die ich an den Nachtwächtern bloß mit dem Posthörnchen verüben konnte, das Anrücken



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