Der Tod ist ein unbestätigtes Gerücht by Emir Kusturica

Der Tod ist ein unbestätigtes Gerücht by Emir Kusturica

Autor:Emir Kusturica [Kusturica, Emir]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Knaus Verlag
veröffentlicht: 2015-04-25T16:00:00+00:00


Pedo Kisic – Ich bleibe bei der Meinung, die ich schon anlässlich der ersten Version des Drehbuchs geäußert habe. Im Filmskript wurden zwar einige Veränderungen vorgenommen, diese sind jedoch eher deklarativen Charakters. Der wichtigste Mangel sowohl im Drehbuch als auch im Filmskript betrifft die Atmosphäre jener Epoche. Dieses Drama muss man doch zum Ausdruck bringen! Wenn man sich die betreffenden Teile des Drehbuchs anschaut, sieht man diese Zeit nicht, man spürt sie nicht. Man versteht nicht, was die Ereignisse jener Zeit mit ihren so kontroversen Erklärungen für die Welt zu bedeuten hatten. All das kommt hier nicht vor, aber es ertönt das Lied Das ganze Land, was ironisch klingen könnte.

Die Szene der Stafettenübergabe, in der Cekic zu Mešo sagt: »Lass uns aus dieser Menge verschwinden!«, kann man so nicht stehen lassen. Ein Mensch, der das System verteidigt, benimmt sich nicht so. Durch all das gewinnt man stellenweise den Eindruck, es sei ein Film über den Stalinismus, nicht einer über den Antistalinismus. Das spürt man an einigen Stellen. Unser Land braucht aber einen außerordentlich eindrucksvollen antistalinistischen Film! Im Filmskript wird übrigens eine Menge geflucht. Der Gebrauch von Kraftausdrücken erfüllt aber keinen positiven Zweck, deshalb denke ich, dass man ihn einschränken sollte.

Abschließend denke ich, dass der Film in dieser Form, mit dem derzeitigen Skript, nicht gedreht werden kann. Das Filmskript muss noch einmal überarbeitet werden.

Emir Kusturica – Diese Geschichte hat nichts mit dem Jahr 1948 zu tun, sondern mit den fünfziger Jahren, und sie erzählt von einem politischen Zwist. Die Handlung könnte auch in der Gegenwart spielen oder in jeder anderen Zeit. Der Film beschäftigt sich mit einem vorstellbaren und extremen Ereignis, und ich wünschte mir, dass sich die Diskussion auf den Text bezieht und nicht auf mögliche Nachwirkungen, die der Film auslösen könnte.

Ich denke, das Problem liegt darin, dass der Text sich auf eine Zeit bezieht, die ich nicht persönlich spüre. Wenn man darauf besteht, dass die Geschichte sich stärker auf das Kominformbüro konzentriert, macht man diesen Film unmöglich. Die vorliegende Geschichte ist die, auf die wir uns einigen oder nicht einigen können, aber ohne das Kominformbüro. Ich habe ein paar Lösungsvorschläge für die von Ihnen vorgebrachten Einwände. Die Atmosphäre, von der Sie gesprochen haben, kann über zwei Personen erzeugt werden, von denen die eine ein echter Mitarbeiter des Kominformbüros ist, während die andere durch einen Irrtum auf Goli Otok landet. Das wäre eine Änderung, die der Wirklichkeit entspricht und sich auch gut in den Text einbauen lässt.

Einige von Ihnen angeführte problematische Stellen sind extra so konzipiert, damit die Geschichte keiner bestimmten Zeit zugeordnet werden kann; sie spiegeln lediglich die psychischen Zustände der Figuren wider. Das Skript verfolgt nicht die Absicht, einen bestimmten historischen Abschnitt zu erklären.

Pedo Kisic – Ich fürchte, diese Art von Engagement wird nicht gut ankommen, denn die Menschen würden gewisse Situationen wiedererkennen und tausend Fragen stellen. Ich denke, es wäre gut, den Filmanfang zu überarbeiten, denn die Zeit, in der die Handlung spielt, ist nur vage angedeutet. Man sollte den Schwerpunkt auf den dramatischen Charakter jener Epoche legen.



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