Der Sommer der Toten by Michael Derbort

Der Sommer der Toten by Michael Derbort

Autor:Michael Derbort [Derbort, Michael]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


2.

Als sie sich im Gastraum zu dem vereinbarten Zeitpunkt wieder trafen, war noch niemand besorgt, weil Irmhild nicht auftauchte. Alle schrieben es zunächst der durchwachten Nacht zu, die für eine Dame ihres Alters sicherlich eine erhebliche Belastung dargestellt hatte.

Als Irmhild nach dem Essen immer noch nicht eingetroffen war, ging Anna zum Tresen, um sie über das Zimmertelefon zu wecken.

Da Irmhild nicht abnahm, wartete Anna beunruhigt nochmals fünf Minuten, rief erneut an und bat anschließend Kommissar Kellermann, sie zu begleiten, wenn sie mit dem Generalschlüssel das Zimmer öffnete, in dem sie Irmhild einquartiert hatte.

Als sie Irmhilds Leiche vorfand, reagierte sie mit einer Kaltblütigkeit, die sie selbst erschreckte.

Der Schock über einen weiteren Toten trat in diesem Augenblick nicht ein. Ihre vorrangige Sorge galt zunächst der Frage, wie sie verhindern konnte, dass Irmhild ebenfalls plötzlich als lebende Leiche durch ihre Pension stolperte. Folglich griff sie zum Zimmertelefon und rief einen Notarztwagen.

Der Notarzt würde den Tod feststellen und die Leiche hoffentlich unverzüglich abtransportieren. Kommissar Kellermann untersuchte die Leiche kurz, konnte aber nichts Besonderes feststellen.

Im Moment schien Irmhild keinerlei Anstalten zu machen, sich aus dem Bett zu erheben. Anna bat Kellermann, auf die Leiche aufzupassen, und eilte auf die Straße, um den Notarztwagen zum Hintereingang zu leiten. So würden die Gäste hoffentlich nicht viel von dem Zwischenfall mitbekommen.

Der rasch eintreffende Notarzt stellte in der Tat den Tod fest und rief über Funktelefon einen Leichenwagen. Danach bekam er auch schon den nächsten Notruf und verabschiedete sich eilig. So musste Anna wohl oder übel das Eintreffen des Leichenwagens abwarten.

Doch auch dieser kam relativ schnell und die beiden Männer holten Irmhilds Leiche mit erfreulicher Diskretion ab.

Nach einer Stunde war der ganze Spuk vorbei und sie konnte sich endlich zu Klaus und Bianca gesellen.

Der Kommissar hatte die beiden in der Zwischenzeit von Irmhilds Tod unterrichtet. Ihnen stand das Entsetzen auf dem Gesicht geschrieben.

„Wieso müssen nur so viele Menschen sterben?“, fragte Bianca tonlos mit halb erstickter Stimme.

„Irmhild war alt“, versuchte Anna zu beruhigen. „Nach allem, was wir wissen, war es ein ganz natürlicher Tod. Ich glaube zwar, dass die Aufregung der letzten Zeit etwas damit zu tun hatte, aber hier gab es keine Zombies, die den Leuten die Köpfe umdrehen, und auch keine sonstigen unnatürlichen Todesursachen. Der Notarzt sprach von Herzversagen. Das müssen wir akzeptieren.“

„Ich weiß aber nicht, wie lange ich das noch verkrafte“, entgegnete Bianca. „Ich merke, dass ich so langsam an meine Grenzen komme.“

„So schnell geht das nicht“, sagte Anna. „Das war ziemlich heftig, was in den letzten vierundzwanzig Stunden passiert ist, und wir sind alle am Ende. Vielleicht sollten wir uns heute gar nicht mehr so sehr um die Geschichte hier kümmern, sondern einfach mal abschalten.“

„Das halte ich für eine ziemlich gute Idee“, mischte Klaus sich ein. „Ich würde auch vorschlagen, dass wir die Zombies für heute mal gut sein lassen und irgendetwas unternehmen.“

„Im Nachbarort gibt es eine ziemlich gute Disco“, erklärte Anna. „Gut zumindest für diejenigen, die auf Hardrock stehen.“

„Das ist nichts für mich“, sagte Klaus. „Aber lasst euch von mir nicht davon abhalten. Mit meinen verbogenen Knochen fällt tanzen eben aus.



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