Der Sommer der Frauen by March Mia

Der Sommer der Frauen by March Mia

Autor:March, Mia [March, Mia]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-644-49161-8
veröffentlicht: 2013-06-09T00:00:00+00:00


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  11.

June

W

ie bin ich da jetzt wieder reingeraten?, fragte June sich insgeheim. Es war Labor Day, und es war sechs Uhr morgens. Sie saß hinter dem Steuer ihres treuen alten Subaru, der unversehens zu Marley Mathers’ Fluchtauto geworden war – für den Fall, dass sie eins brauchte. Marley saß hibbelig auf dem Beifahrersitz und starrte zu den Fenstern über dem Blumenladen hinauf, wo ihr ehemaliger Highschool-Freund und Gelegenheits-Sommerflirt lebte, ein Baseballspieler, den June als ziemlich gutaussehend in Erinnerung hatte. Die beiden hatten sich vor ein paar Wochen offensichtlich fürchterlich gestritten, Marley hatte Schluss gemacht, und Kip hatte sofort eine Neue an der Angel gehabt. Er lebte das ganze Jahr hindurch in Boothbay, trainierte die Schulauswahl und arbeitete als Sporttrainer in diversen Ferienprogrammen. Die alte Liebe war Anfang des Sommers mal wieder aufgelodert, doch Kip hatte, genau wie früher, keinerlei Interesse daran, seine Gunst auf Marley zu beschränken.

Und jetzt wollte sie ihm sagen, dass sie in der zehnten Woche von ihm schwanger war. Sechs Uhr morgens war dafür zwar kaum der ideale Zeitpunkt, aber gab es den überhaupt? Marley hatte Kip am Vorabend angerufen und gesagt, sie müsse mit ihm reden, und er hatte nur Zeit, bevor er morgens mit seinem eigenen Fitnessprogramm anfing. All das hatte Marley June am Telefon erklärt, als sie unter Tränen bei ihr anrief, um sie um Rat zu bitten. Sie wollte von ihr wissen, wie Charlies Vater damals auf die Nachricht reagiert hatte. Wie hatte June es ihm beigebracht?

Und so hatte June Marley bei einem mitternächtlichen Glas Wein im Aufenthaltsraum der Pension ihre sehr kurze Geschichte erzählt. Trotz Junes Mangel an Erfahrung in Sachen «Wie sag ich es dem Vater meines Kindes?» hatte Marley sie gebeten, mitzukommen, wenn sie mit Kip sprach, nur um da zu sein, vorher und danach. June fragte sich, wie es gewesen wäre, wenn sie John gefunden hätte, als sie merkte, dass sie schwanger war. Hätte er sie damals nach der Neuigkeit sitzengelassen, wäre sie in New York ganz allein damit gewesen, zurückgewiesen, verlassen. Sie kannte Marley Mathers zwar nicht sehr gut, aber sie würde trotzdem den Fluchtwagen für sie fahren.

«Okay!» Zum dritten Mal in fünf Minuten fasste Marley nach dem Türgriff. «Ich gehe jetzt.»

«Ich bin hier», sagte June.

Nach einer weiteren Minute stieg Marley endlich aus und ging auf die zwischen Blumenladen und Töpfergeschäft eingezwängte Haustür zu. Die Hand auf dem Türknauf drehte sie sich ein letztes Mal um, lächelte verzagt und verschwand im Hauseingang.

June hatte keine Ahnung, was Kip sagen, wie er reagieren würde, aber sie beneidete Marley um den Zugang zu ihm. Wenigstens würde Kip es wissen. Bitte, sei begeistert!, flehte June. Reiß sie in deine Arme, tanz mit ihr durchs Zimmer, sag ihr, dass ihr schon immer füreinander bestimmt wart und jetzt endlich eine Familie gründen werdet. Das wünschte sie sich um Marleys Willen, und für sich selbst. Ein Happy End musste keine Phantasievorstellung bleiben, und dafür konnte Marley der Beweis sein.

Keine fünf Minuten später kam Marley weinend aus dem Haus gelaufen. «Fahr!», schrie sie. «Bring mich weg von hier.



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