Der Seele beraubt (German Edition) by Laurie Millan

Der Seele beraubt (German Edition) by Laurie Millan

Autor:Laurie Millan [Millan, Laurie]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-12-28T05:00:00+00:00


***

Obwohl mich ein ungutes Gefühl plagt, habe ich mir vorgenommen, zu Kai zu fahren. Vielleicht kann er mir ja doch helfen. Ein schlechter Mensch scheint er ja nicht zu sein, wenn ich Marc für ihn verlassen habe, auch wenn mich sein Aggressionsproblem völlig verunsichert.

Aufgeregt betätige ich die Klingel.

»Oh, welch seltener Besuch«, empfängt er mich, als ich an der Haustür klingele, »Komm rein.«

»Danke«, sage ich und betrete den großen Flur. »Du fragst dich sicher, wieso ich hier bin. Immer öfter kehren einige Erinnerungen zurück. Vielleicht kannst du mir ja irgendwelche Fotos von uns zeigen? Es könnte hilfreich sein.«

Er sieht aus, als hätte ich eine Niere von ihm verlangt. Völlig schockiert steht er vor mir und bringt keinen Ton heraus. Ich kneife die Augen zusammen, um ihm zu demonstrieren, dass ich aus seiner Mimik nicht schlau werde.

»Es gibt keine Fotos«, antwortet er und ich glaube, mich verhört zu haben.

»Keine Fotos? Wir waren oder sind drei Jahre zusammen. Da wird es doch irgendwelche Fotos geben? Oder sonst irgendwelche Erinnerungsstücke an unsere gemeinsame Zeit?«, frage ich verwirrt.

»Nein, die gibt es nicht. Du wolltest so etwas nie«, entgegnet er und ich weiß, dass er lügt. Ich wollte so etwas nie? Ich bewahre, seit ich klein bin, jede Kleinigkeit auf. Fotos, Eintrittskarten, Fahrkarten, einfach alles.

Er will scheinbar noch etwas sagen, doch das Telefon unterbricht ihn. »Ich muss da dran. Ich bin gleich zurück«, sagt er und geht ins Schlafzimmer.

Ich sehe mich um. Wo würde ich so etwas aufbewahren? Irgendetwas verheimlicht er vor mir, für wie dumm hält er mich eigentlich? Leise gehe ich ins Wohnzimmer und sehe mich im Raum um. Im großen Wohnzimmerschrank ist nichts zu finden, ebenso wenig in der Kommode neben dem riesigen Flachbildfernseher.

Gerade als ich das Zimmer wieder verlassen will, entdecke ich einen riesigen Karton hinter der Tür.

Als ich ihn öffne, finde ich Fotos, Schmuck und Briefe. Alles da. Wieso hat er diese Dinge alle zusammengepackt? Damit ich sie nicht finde? Oder war ich es?

Ich höre, dass er zurückkommt, stecke mir eilig ein paar Briefe und einen Ring in meine Tasche und laufe schnell zur Couch.

»Tut mir leid, es hat etwas länger gedauert«, ruft er mir zu.

»Kein Problem, ich muss jetzt sowieso wieder los«, antworte ich und mein Herz schlägt mir bis zum Hals, da ich nicht weiß, wie er reagieren würde, wenn er bemerkt, dass ich die Fotos gefunden habe.

»Kannst du nicht noch bleiben? Du kannst doch nicht so schnell wieder abhauen. Ich könnte dir einen Kakao machen, den trinkst du doch so gerne«, sagt er flehend, doch ich verneine und mache mich auf den Weg zur Haustür.

»Ich melde mich bei dir«, murmele ich im Hinausgehen.



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