Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) by Shirley Waters

Der schwarze Wikinger: Roman (German Edition) by Shirley Waters

Autor:Shirley Waters [Waters, Shirley]
Die sprache: de
Format: mobi
ISBN: 9783838715896
Herausgeber: Bastei Luebbe
veröffentlicht: 2012-08-16T22:00:00+00:00


13.

Schweigend ordneten die Mägde und Sklavinnen die Säcke mit Roggen- und Hafermehl, Nüssen und Buchweizen, die Thorir eingehandelt hatte. Die kleineren Säckchen mit teurem Weizenschrot und noch teurerem Pfeffer wurden unter der Aufsicht der Hausherrin peinlich genau abgewogen und in Tongefäße gefüllt. Caitlín half, die Deckel der Töpfe mit Stricken fest zu verschnüren. Als die Arbeit getan war, setzte sich die Herrin Álfdis auf einen erhöhten Stuhl, von dem aus sie die alltäglicheren Küchenarbeiten verfolgen konnte. Sie kreuzte die Hände in ihrem sauberen Schoß und befahl Mutter Laurentia, die die ganze Zeit in einer Ecke hatte ausharren müssen, zu sich.

»Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich mit dir anfangen soll«, begann Álfdis mit gewohnter Kühle. »Wozu ist eine Dienerin des angenagelten Christengottes nütze?«

Die Miene der Äbtissin war eine einzige Frage. Caitlín trat an ihre Seite. Auf Álfdis’ Nicken hin übersetzte sie die Worte, jedoch ein wenig höflicher. Mutter Laurentia reckte das schmale Kinn.

»Sagt ihr, Herrin Caitlín, dass ich für ihr Seelenheil beten werde. Dafür bin ich nütze.«

»Ich glaube nicht, dass sie das hören will«, murmelte Caitlı´n, gehorchte aber.

Die Art, mit der Álfdis daraufhin die Brauen hob, sprach Bände. »Nun, ich hörte davon, dass Christen sich gern ihren Feinden unterwerfen und bestrebt sind, ihnen Gutes zu tun, aber auf deine Gebete kann ich verzichten. Allerdings wird es dich sicher freuen zu hören, dass du fortan die niedrigste Arbeit in der Küche verrichten wirst: Du wirst den Boden schrubben, den Herd säubern und die Abfälle in den Schweinekoben bringen. Übersetze, Rothaar.«

Auch die Hausherrin hatte sich angewöhnt, sie so zu nennen, doch aus ihrem Mund klang die Bezeichnung nicht wie ein Kosename. Behutsam versuchte Caitlín Mutter Laurentia beizubringen, was ihr blühte. Während Caitlín sprach, wurde Laurentias Mund zunehmend schmaler, ihr Blick giftiger. Prompt fügte Álfdis hinzu: »Zuerst aber soll sie den Schweinestall ausmisten. Das wird genügen, um ihr den Hochmut auszutreiben.«

»Sagt dieser Heidin, dass ich für sie keinen Finger krümmen werde«, stieß Mutter Laurentia wütend hervor.

»Bitte«, wandte Caitlín ein. »Ich helfe Euch auch.«

»Sagt es ihr!«

»Edana!« Álfdis schnippte mit den Fingern. »Gib der neuen Sklavin ein paar Streiche auf den dürren Hintern.«

Die Sklavenaufseherin trat aus der Ecke, in der sie bisher still ausgeharrt hatte, warf die Schürze beiseite und nahm den Ochsenziemer vom Gürtel. Ihr Blick flog von der Äbtissin zu Caitlín und wieder zurück. Ihre Hand mit der Peitsche schien mit einem Mal aus Blei zu sein, so langsam hob sie sie. »Es tut mir leid«, murmelte sie und machte einen halbherzigen Schlag, der von dem schwarzen Habit gemildert wurde. Als sich Álfdis aus ihrem Stuhl erhob, war es so still, dass man eine Maus rascheln hören konnte.

Die Hausherrin und die Äbtissin starrten sich an. Je länger das stumme Kräftemessen dauerte, desto mehr fror Caitlín. Sie zweifelte nicht, wer hier als Sieger hervorgehen würde. Nach einer schier unendlichen Zeit war es denn auch Mutter Laurentia, welche die Lider senkte. Sichtlich zufrieden nahm Álfdis wieder Platz.

»Zeig ihr den Stall, Rothaar«, befahl sie.

Aber das musste Caitlín nicht, denn Mutter Laurentia folgte schnurstracks dem Gequieke und dem Gestank.



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