Der Schlossherr by Holt Victoria

Der Schlossherr by Holt Victoria

Autor:Holt, Victoria [Holt, Victoria]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-11-10T16:00:00+00:00


Kapitel 8

Der Graf hatte lediglich eine Gehirnerschütterung und Prellungen erlitten. Sein Pferd, nicht er war getroffen worden. Tagelang wurde im Schloß, in den Weinbergen und im Städtchen von nichts anderem als dem Unfall geredet. Es fand eine Untersuchung statt, doch fand man den Täter nicht, denn die Kugel konnte aus Hunderten von Gewehren abgefeuert worden sein. Der Graf erinnerte sich nur sehr wenig an den ganzen Vorfall. Er konnte nur sagen, daß er durch das Wäldchen geritten war und unter einem Baum den Oberkörper vorgebeugt hatte. Dieses Vorbeugen hatte ihm, so sagte man, vermutlich das Leben gerettet denn die Kugel war am Baumstamm abgeprallt, hatte dann einen Ast und schließlich das Pferd am Kopf getroffen. Das Pferd war zusammengebrochen, und der Graf hatte das Bewußtsein verloren.

Ich war glücklich in diesen nun folgenden Tagen. Doch weil ich immer einen klaren Kopf behielt fragte ich mich, wie die Zukunft wohl aussehen würde. Was war nur mit mir geschehen, daß ich diesen Mann so wichtig für mich und mein Leben hatte werden lassen? Zuerst einmal war es sehr unwahrscheinlich, daß er ein ähnliches Interesse für mich hatte, und falls doch, war sein Ruf so schlecht, daß jede vernünftige Frau sich vor ihm in acht genommen hätte. Und hatte ich mir nicht immer eingebildet, eine so vernünftige Frau zu sein?

An einem dieser Tage besuchte ich Gabrielle. Sie hatte sich seit meinem letzten Besuch verändert, war nervös und fahrig, freute sich jedoch, als ich sie zu ihrem neuen Haus beglückwünschte, das wirklich reizend war.

»Es ist schöner, als ich zu hoffen gewagt hatte«, gestand sie. »Und Ihnen selbst geht es gut?«

»O ja. Ich war bei Mademoiselle Carré, der Hebamme, wissen Sie. Sie ist mit mir zufrieden. Jetzt ist es nur noch eine Frage des Wartens. Mama, Jacques’ Mutter, ist ja immer hier und sehr gut zu mir.«

»Wünschen Sie sich ein Mädchen oder einen Jungen?

»Ich glaube, einen Jungen. Jeder möchte doch als erstes am liebsten einen Jungen haben.«

Ich stellte mir vor, wie er im Garten spielte, ein kleines, stämmiges Kerlchen. Würde er gräfliche Züge haben?

»Und Jacques?«

Sie errötete. »Oh, er ist glücklich, sehr glücklich.«

»Wie schön, daß – alles so gut ausging.«

»Monsieur le Comte war sehr gütig.«

»Nicht alle finden das. Zumindest fand der es nicht, der den Schuß auf ihn abgab.«

Sie verkrampfte die Hände ineinander. »Sie glauben, es geschah mit Absicht? Sie glauben doch nicht ...«

»Er hatte großes Glück. Sie müssen einen großen Schreck bekommen haben, als es passierte – so nah bei Ihrem Haus.«

Als ich das gesagt hatte, schämte ich mich über mich selbst. Meine Bemerkung entsprang jedoch nicht meinem sonstigen Wunsch, die Motive anderer Menschen zu ergründen, sondern dem dringenden Verlangen, meinen Verdacht entkräftet zu sehen, daß der Graf der Vater des Kindes war.

Sie nahm mir jedoch meine Bemerkung nicht übel, was mich glücklich machte, denn sie schien deren Sinn nicht verstanden zu haben.

»Ja, es war ein großer Schreck für mich«, bekannte sie. »Zum Glück war Jacques in der Nähe und konnte gleich den Mann mit der Bahre holen.«

Ich mußte mein Verhör aber noch weiter fortsetzen: »Glauben Sie, der Graf hat hier Feinde?«

»O nein! Es war bestimmt ein Unfall«, erwiderte sie rasch.



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