Der schlafende Engel by James Mia

Der schlafende Engel by James Mia

Autor:James, Mia [James, Mia]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi, azw3
Tags: Paranormal
ISBN: 3641118352
Herausgeber: E-books der Verlagsgruppe Random House Gmbh
veröffentlicht: 2014-01-19T23:00:00+00:00


Neunzehntes Kapitel

Ravenwood hatte noch nie eine sonderlich einladende Wirkung gehabt. Das Gebäude selbst verströmte eine unheimliche Atmosphäre: finstere Korridore, knarzende Holzdielen, hohe Decken und Wände, von denen die Stimmen widerhallten. Trotz der relativ neuen Mensa und der Bibliothek erinnerte April das Schulgebäude stets an das Waisenhaus in Oliver Twist. Außerdem war sie als »die Neue« hierhergekommen, ein Außenseiterstatus, der sich durch die Tatsache, dass sie gleich in der ersten Woche in einen Mordfall verstrickt worden war, noch verstärkt hatte. Umso beunruhigender war es, dass sie nun plötzlich im Mittelpunkt zu stehen schien, kaum dass sie das Schulgebäude betreten hatte. Sie starrten sie zwar nach wie vor an und tuschelten, wenn sie vorbeiging, trotzdem war es anders. In ihren Blicken schien so etwas wie Ehrfurcht und Bewunderung zu liegen, als hätte sie plötzlich Prominentenstatus erlangt.

»Hi, April, wie geht’s?«, fragte ein Mädchen im Vorbeigehen. »Schöne Schuhe«, bemerkte eine andere. Statt wie bisher den Blick zu senken, lächelten sie sie an, und einige winkten ihr sogar zu. Ohne jede Vorwarnung war April Dunne zu einem coolen Mädchen geworden.

»Hey, ist doch logisch«, meinte Caro, als sie sich in der Mittagspause mit ihren Tabletts an einen Tisch in der Mensa setzten. »Das ist doch der Traum jedes Teenagers, oder? Wir wollen alle unbedingt akzeptiert werden. Zumindest geht es in sämtlichen amerikanischen Teenie-Dramen genau darum.«

Caro hatte eindeutig kein Bedürfnis, mit dem Strom zu schwimmen. Für Lings Party hatte sie ihr Haar zwar glatt geföhnt und im Naturton belassen, doch jetzt war sie zu ihrem gewohnten Look zurückgekehrt: eine blaue Strähne an der Seite, die perfekt zur Farbe ihres glitzernden Nagellacks passte.

»Ich bin nur cool, weil sie alle glauben, ich hätte jemanden getötet!«

»Nicht nur ›getötet‹«, meinte Caro und zeichnete Anführungszeichen in die Luft. »Sie glauben, du hättest den Jungen regelrecht verstümmelt. Ich habe gestern die Berichte in den Zeitungen gelesen. Alle haben sie gelesen.«

April zuckte zusammen. Sie hatte die Artikel natürlich ebenfalls gesehen, zumindest bevor Grandpa sie zerfetzt und ins Kaminfeuer geworfen hatte.

»Weißt du noch, wie die Polizei in die Schule gekommen ist, um mich wegen des Mordes an Isabelle Davis zu befragen, und mich alle wie eine Verräterin behandelt haben? Und jetzt will auf einmal jeder mit einer Mörderin befreundet sein.«

Kopfschüttelnd rammte Caro einen Strohhalm in ihren Erdbeersaftkarton.

»Das zeigt nur, wie schnell sich alles verändert hat, oder? Diese amerikanischen Collegeserien haben in einem Punkt recht: Jeder will dazugehören, deshalb schwimmen alle mit dem Strom. Wenn alle plötzlich nur noch in schwarzen Turnschuhen herumlaufen, kannst du keine weißen mehr tragen. Und wenn es jetzt auf einmal cool ist, auf die dunkle Seite zu wechseln, wollen alle zu Tames Kreis der Auserwählten gehören.«

»Deshalb ist es plötzlich völlig in Ordnung, ein Mörder zu sein?«

»Das nicht, aber cool ist es trotzdem. Die Millionen Teenager, die Alix Graves’ Platten gekauft haben, wollten auch nicht unbedingt harte Drogen nehmen oder schwarze Messen zelebrieren, trotzdem fanden sie ihn deswegen cool. Das ist exakt dasselbe Prinzip.«

April verzog das Gesicht zu einem verzerrten Lächeln.

»Also bin ich jetzt ein dem Untergang geweihter Rockstar, oder was?«

»Nein, sie



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