Der Raub der Stephanskrone by Beate Maly

Der Raub der Stephanskrone by Beate Maly

Autor:Beate Maly
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein-Buchverlage, Berlin
veröffentlicht: 2014-12-31T16:00:00+00:00


Ofen 1439

ohann hatte das Glück, dass er gemeinsam mit dem Kanzler und Anna schon vor dem Tross der Königin abreisen konnte, was bedeutete, dass er lange vor seiner Familie in Ungarn eintraf und eine der angenehmsten Unterkünfte, direkt neben den Gebäuden, in denen die Königin wohnen würde, aussuchen konnte. Anna richtete alles für Helene und die Kinder her, während Johann den Kanzler zu Treffen mit den Räten der Stadt begleitete.

Unterdessen war Helene mit der schleppend langsamen Reisegesellschaft der Königin unterwegs. So hatten sich diesmal zwar alle Damen für geschlossene Reisekutschen entschieden statt Sänften, dennoch kam man nur sehr langsam voran. Das erste Problem entstand gleich bei der Abreise. Als Helene ihre Tochter Katharina vor sich aufs Pferd hob, setzte die Prinzessin zu einem lauten Protestgeschrei an, das die Königin löste, indem sie Helene zwang, ihre Tochter statt der eigenen auf dem Pferd mitzunehmen.

Zum Glück war Matthias zur Stelle, der nun einem Ritter gleich die kleine Schwester aufs Pferd hob.

»Traust du dir das zu?«, fragte Helene besorgt. Sie wusste, dass Matthias ein guter Reiter war, aber den langen Ritt mit einem kleinen Mädchen zu bewältigen war keine einfache Sache.

Matthias versicherte ihr, die Sache im Griff zu haben, und ritt geschickt vor ihr her. Katharina strahlte zufrieden. »Mein Matti«, wiederholte sie immer wieder, so dass die kleine Elisabeth schon wieder das Gefühl hatte, zu kurz zu kommen. Aber als sie anfing, sich zu beschweren, dass sie mit Katharinas Bruder statt mit Helene reiten wollte, riss der Königin der ohnehin dünne Geduldsfaden.

»Es reicht«, schrie Elisabeth. Dann erst setzte sich der Tross in Bewegung.

Mitte Juli erreichten sie die ungarische Stadt Ofen.

War Elisabeth im Vorjahr noch begeistert von den Menschen in Stuhlweißenburg empfangen worden, so brachte man ihr nun offene Ablehnung entgegen. Zwar kamen die Menschen auf die Straße, um einen Blick auf die vielgepriesene Schönheit der Königin zu erhaschen, aber niemand empfing sie mit Jubelrufen oder warf gar seine Kappe für sie in die Luft. Von feindseligen Blicken begleitet, schlängelte sich der Reisezug durch die engen Gassen der Stadt. Einige Bewohner schlossen demonstrativ die Fensterläden, als Elisabeth an ihrem Haus vorbeizog.

Die Königin nahm es mit stoischer Gelassenheit. »Das gemeine Pack wird schon noch sehen, wohin sein Starrsinn führt. Notfalls werden wir es zum Gehorsam zwingen. Die Menschen werden sich uns unterwerfen«, sagte sie später, als sie das Haus des Bürgermeisters betrat, dem nichts anderes übrig geblieben war, als es für die königliche Familie zu räumen. Er selbst und seine Frau waren beim Schwager untergekommen. Da es in Ofen keinen königlichen Palast gab, musste die Bevölkerung für die Gesellschaft aus Wien zusammenrücken. Einige der Hofdamen waren mit ihren Unterkünften ganz und gar nicht einverstanden, und so entstand ein riesiges Durcheinander und ein lauter Streit bei der Zuteilung der Zimmer und Betten.

Währenddessen erwartete Johann Helene in einer kleinen Wohnung über dem Geschäftslokal des Apothekers. Der Mann besaß ein Haus eine Straße weiter, daher war es für ihn nicht schlimm gewesen, seine Wohnung bereitzustellen.

Während auf der anderen Seite des Hauptplatzes noch die Streitigkeiten im Gang waren, räumte Helene die erste Reisetruhe aus.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.