Der Prinz der Klingen by Torsten Fink

Der Prinz der Klingen by Torsten Fink

Autor:Torsten Fink [Fink, Torsten]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-12-16T16:00:00+00:00


Zwölfter Tag

Heiram Grams schlug die Augen auf und blickte auf ein weißes Stück Stoff, das sich über ihm im frischen Wind bauschte. Ihm war kalt, er hatte einen fürchterlichen Geschmack im Mund, und er wusste nicht, wo er war. Ein Zelt, ohne Frage befand er sich in einem geräumigen Zelt. Grams setzte sich mühsam auf. Sein Lager war einfach gehalten, eine doppelt gefaltete Decke auf nackter Erde, eine weitere Decke armseliger Qualität, in die er sich eingewickelt hatte. Da waren noch fünf andere Schlafstätten. Vor dem Zelt musste es dem Lärm nach recht lebhaft zugehen. Da trappelten Pferde, Männer fluchten, und es wurde gehämmert und gesägt. Grams erhob sich stöhnend und kratzte sich am Hintern. Er spürte die üblichen Kopfschmerzen, was ihn irgendwie beruhigte, denn so war wenigstens etwas an diesem Morgen vertraut. Auf einer Kiste stand ein Krug mit Wasser, den er gegen den Brand trank. Dann suchte er seine Sachen, fand sie aber nicht. Dafür lagen am Fußende seines Bettes ein ledernes Wams und ein Paar neue kurze Hosen sowie eine blaue Filzkappe.

Er erinnerte sich dunkel, dass am vorigen Abend jemand etwas über ein neues Wams gesagt hatte, ein Soldat. Er kratzte sich noch einmal, und da ihm kalt war, zog er Hosen und Wams über sein Hemd. Das Wams war zu lang und die Hose zu weit, aber sie hatte einen Gürtel, und so ging es einigermaßen. Er schlüpfte in seine Stiefel, die man ihm gelassen hatte, und trat vor das Zelt, um diesem Rätsel auf den Grund zu gehen.

»Ah, da ist ja unser neuer Kamerad!«, rief eine fröhliche Fistelstimme. Sie gehörte einem Mann mit grauen Schläfen und grauem Spitzbart, dessen Kopf ansonsten völlig haarlos war. Er hatte nicht einmal Augenbrauen.

»Neuer Kamerad?«, fragte Grams.

»Herzlich willkommen in der Artilleriekompanie des hochwohlgeborenen Grafen Dreifisch. Ich bin Enog Holl, Büchsenmeister der genannten Kompanie, und somit dein neuer Befehlshaber.«

»Dreifisch?«, fragte Grams, der nicht folgen konnte.

»Das ist der Mann, der diese prachtvolle Feldschlange, die Pferde, die sie ziehen, sowie die Männer, die sie bedienen, bezahlt hat und dies hoffentlich noch viele weitere Jahre tun wird. Natürlich ist das nicht sein richtiger Name. Es ist der edle Graf ob Dreefis aus Frialis, von dem du, werter Kamerad, sicher schon gehört hast.«

»Nicht die Spur«, sagte Grams. Er bestaunte das Geschütz, auf das der kahlköpfige Büchsenmeister gewiesen hatte. Es bestand aus einem mächtigen bronzefarbenen Rohr, dessen Mündung mit einem Drachenkopf verziert war, einer wuchtigen, schwarzen Lafette, großen eisenbeschlagenen Rädern, und es sah ziemlich schwer aus.

»Oh, keine Sorge. Wir haben Pferde, die das gute Stück ziehen werden. Allerdings habe ich mir sagen lassen, dass der Weg nach Atgath an manchen Stellen steinig und steil sein soll, da ist uns dein kräftiger Arm eine willkommene Verstärkung.«

»Arm?«

Der Büchsenmeister grinste. »Sergeant Beel, der Werber, sagte schon, dass du dich vielleicht nicht erinnern kannst. Du hast dich letzte Nacht freiwillig zum Heer gemeldet, und du hast Glück, dass Beel mir noch einen Gefallen schuldete, denn wir bei der Artillerie, wir zahlen gut, und unser Herr, der Graf, zahlt auch wirklich, er verspricht es nicht nur, wie mancher andere.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.