Der Pfad des friedvollen Kriegers by Millmann Dan

Der Pfad des friedvollen Kriegers by Millmann Dan

Autor:Millmann, Dan [Millmann, Dan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-28T16:00:00+00:00


Und dann begann für mich eine Woche der Initiationsriten. Mein Magen knurrte, aber Soc speiste mich nur mit guten Lehren ab, ‹Grundübungen›, wie er sagte. Er lehrte mich, langsam und tief zu atmen, den Mund geschlossen und die Zunge am Gaumendach. Er lehrte mich, mit dem Bauch zu atmen, am nächsten Tag, mit dem Herzen zu atmen. Er tadelte die Art, wie ich ging, wie ich sprach, wie meine Augen durchs Zimmer schweiften — ähnlich wie meine Gedanken durchs Universum schweiften. Nie konnte ich ihn zufriedenstellen. Immer wieder mußte er mich korrigieren, mal sanft, mal streng: «Die richtige Haltung, Dan, besteht darin, den Körper mit der Schwerkraft ins Gleichgewicht zu bringen. Die richtige Haltung ist eine harmonische Verbindung mit dem Leben. » Und so weiter.

Zu Hause und an der Uni tat ich mein Bestes. In der Früh stand ich mit gierigem Kaffeedurst auf — und freute mich auf meinen (puh!) Kräutertee. Mittags träumte ich von Steaks und Hamburgern — und gönnte mir einen verdünnten Orangensaft. Ich war krank vor lauter Heilfasten ...

Der dritte Fastentag war der schlimmste. Ich fühlte mich schwach und ausgelaugt. Kopfschmerzen hatte ich, und schlechten Mundgeruch. «Das ist alles Teil des Reinigungsprozesses. Der Körper scheidet die gespeicherten Gifte aus. »

Beim Training lag ich schlaff auf der Matte und machte nur Streckübungen.

Am siebten Tag aber ging’s mir wunderbar, ich wurde direkt übermütig. Meinetwegen, dachte ich, könnte ich noch lange weiterfasten. Der Hunger war weg. Ich spürte nur eine angenehme Mattigkeit und ein Gefühl der Schwerelosigkeit. Das Training ging besser denn je. Nur mein kaputtes Bein hinderte mich, das Letzte zu geben. Ich fühlte mich entspannt und elastisch. Am achten Tag, als ich die erste Nahrung zu mir nehmen durfte, mußte ich aufpassen, nicht alles auf einmal in mich hineinzuschlingen. Ohnehin waren es nur kleinere Mengen Obst als Mahlzeit.

Damit war die Kur noch lange nicht ausgestanden. Socrates war ein strenger Lehrer, er duldete keine Klagen, keine Widerreden. «Kein müßiges Geplapper mehr», sagte er. Ich sollte überhaupt nicht mehr reden, außer wenn es unbedingt nötig war. «Was aus deinem Mund herauskommt, ist genauso wichtig wie das, was hineingeht. » — Und es war ein gutes Erlebnis, ein gutes Gefühl, weniger zu schwatzen und auf die eigenen Worte zu achten. Nicht mehr so häufig machte ich mich zum Clown mit meinen dummen Sprüchen.

Nach ein paar Wochen ging mir das Schweigen doch sehr auf den Geist. «Ich wette mit dir einen Dollar, daß ich dich dazu bringe, mehr als zwei Wörter zu sagen. »

Er hielt mir die Hand hin und lachte: «Du verlierst.»

Auch beim Training in der Halle fruchtete meine neue Disziplin, darum war ich voll Mut und Zuversicht. Aber es war, wie Soc gesagt hatte, kein Zuckerschlecken.

Mit meinen Freunden zum Beispiel ging fast alles schief. Rick, Sid und ich gingen mit ein paar Mädchen Pizzaessen. Die anderen teilten sich alle zusammen eine Riesen-Super-Salami-Pizza. Ich saß allein vor meiner kleinen vegetarischen Vollkorn-Pizza. Sie tranken Bier oder Milch-Shakes, ich meinen Apfelsaft. Anschließend wollten alle in Fentons Eisdiele gehen. Während sie dort ihre Berge von Eiskrem löffelten, lutschte ich an einem Eiswürfel.



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