Der Pestreiter: Historischer Roman (German Edition) by Zinßmeister Deana

Der Pestreiter: Historischer Roman (German Edition) by Zinßmeister Deana

Autor:Zinßmeister, Deana [Zinßmeister, Deana]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2014-10-19T16:00:00+00:00


Kapitel 29

Seit Peter Hönes von Susannas unglaublichem Schatzfund erfahren hatte, ging ihm die junge Frau nicht mehr aus dem Sinn. Zwar wusste er, dass ein Bauer einmal zufällig auf einen Schatz gestoßen war, als er beim Umpflügen seines Ackers ein paar Münzen fand. Aber Hönes glaubte nicht, dass man Schätze mit Hilfe von magischen Schriften und seltsamen Hilfsmitteln finden konnte, bis ihm Susanna berichtete, wie sie dank einer Schatzkarte einen Krug, prall gefüllt mit wertvollen Münzen, gefunden hatte.

»Mit einer solchen Schatzkarte wäre ich meine Sorgen los«, murmelte er.

»Was flüsterst du?«, krächzte seine greise Mutter, die ihm im Stuhl gegenübersaß.

»Nichts, Mutter! Du hast dich verhört.«

»Du sollst nicht lügen«, wetterte die Alte und sah ihren Sohn aus ihren wässrigen blauen Augen argwöhnisch an. »Hast du wieder Spielschulden gemacht?«, fragte sie mit stechendem Blick.

Lass mich in Ruhe, dachte Hönes, doch laut sagte er: »Du weißt, dass ich nicht mehr wette.« Er musste sich zusammenreißen, um seine Stimme nicht zu heben.

»Das will ich dir geraten haben. Dein Vater würde sich im Grab umdrehen, wenn er davon wüsste.«

Seit einem halben Jahr wohnte Hönes wieder in seinem alten Zimmer unter dem Dach des Hauses seiner Mutter, die ihn auf Schritt und Tritt belauerte und ihm den letzten Nerv raubte. Aber er hatte keine Wahl, wollte er nicht bei dem Lumpenpack in der Stadtmauer schlafen.

Hönes stöhnte zum wiederholten Male auf. Er ärgerte sich, dass er vom Wohlwollen seiner Mutter abhängig war. Doch da er seine gesamte Barschaft im Würfelspiel verloren hatte, konnte er sich nicht einmal mehr eine dünne Suppe im Wirtshaus leisten. Zu allem Übel musste er sein Geld, das er mit Wohnungsvermietungen verdiente, dem Gastwirt Friedel Albert abgeben, bei dem er sich eine große Summe Geld geliehen hatte, um seine Spielschulden zu bezahlen – aber auch, um neue Wetteinsätze machen zu können.

Hönes stützte den Kopf in beide Hände. Wie soll ich jemals das Geld zurückzahlen?, dachte er, denn seine Geschäfte liefen schlecht. Dabei gab es in Trier viele leer stehende Räume, die er vermieten könnte, doch kaum jemand zeigte Interesse. Susanna Arnolds Wohnungssuche war ein Glücksfall für ihn gewesen. Aber was nützte eine Kundin, wenn er den restlichen Monat nichts zu tun hatte?

Immer öfter trauerte Peter Hönes seinem früheren Beruf nach. Da er lesen und schreiben konnte, hatte er für einen Notar gearbeitet und ordentlich Geld verdient. Doch dann war er dem Glücksspiel verfallen und verbrachte die Nächte an den Spieltischen, wo die Würfel rollten. Meist war er erst im Morgengrauen nach Hause gekommen, sodass er nur noch unregelmäßig an seinem Arbeitsplatz erschien. Schließlich hatte der Notar ihn vor die Tür gesetzt, und schon bald konnte Hönes sein Zimmer nicht mehr bezahlen. Seine einzige Rettung war seine Mutter gewesen.

Er hatte geglaubt, dass es nicht mehr schlimmer kommen könnte. Doch am Vortag war Friedel Albert, der inzwischen sein Gläubiger geworden war, vor ihm gestanden und hatte den restlichen Geldbetrag zurückverlangt, alles auf einmal in wenigen Tagen. Hönes wusste, dass es ihm schlecht ergehen würde, wenn er nicht bezahlte.

Ich bin ein armer Hund, jammerte er. Nicht nur, dass ich den Friedel im Genick sitzen habe.



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