Der Maler und die Lady by Nora Roberts

Der Maler und die Lady by Nora Roberts

Autor:Nora Roberts
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-11-19T16:00:00+00:00


7. KAPITEL

Im Wohnzimmer beobachtete Anatole nachdenklich den in der Sofaecke sitzenden schnarchenden Fairchild. Das mindeste, was er für seinen Gastgeber tun konnte, war ja wohl, es ihm auf der Couch so bequem wie möglich zu machen. Also legte er ihm die Beine ebenfalls auf das Sofa. Das Geräusch eines Wagens ließ Anatole aufhorchen. Als er das Fenster erreichte, sah er Laras Porsche die Einfahrt hinunterpreschen.

„Dich kriege ich“, murmelte er.

Die rasche Autofahrt erhöhte noch Laras Abenteuerlust. Sie fuhr rein mechanisch und konzentrierte sich in Gedanken auf die vor ihr liegende Aufgabe. Das half ihr ein wenig, ihre Schuldgefühle Anatole gegenüber zu lindern.

Etwa fünfhundert Meter von der Galerie entfernt parkte sie den Wagen in einer Seitenstraße. Sie nahm das Paket unter den Arm und ging los, dankbar, dass das Bild nicht allzu groß war, obwohl der Rahmen ein gewisses Gewicht hatte. Das Klappern ihrer Absätze hallte auf dem Asphalt wider.

Wolken verdunkelten teilweise das Mondlicht. Das Cape wehte um Laras Schultern. Im Schatten der Bäume ging sie auf die Galerie zu. Die Umgebung war nur spärlich beleuchtet und wirkte düster und geheimnisvoll. Aus der Ferne hörte sie den Schrei einer Eule. Lachend schüttelte Lara das Haar in den Nacken.

„Besser geht es ja gar nicht“, überlegte sie laut. „Jetzt fehlt nur noch Donnergrollen und einige zuckende Blitze. Auf Schleichwegen durch den Wald in geheimer Mission, umgeben von den Geräuschen der Nacht. Was tut man nicht alles für den, den man liebt.“

Zwischen den Bäumen erblickte sie die vom Mondlicht beleuchtete, aus rotem Backstein erbaute Galerie. Als sie das Gebäude fast erreicht hatte, sah sie zur Uhr. In einer Stunde würde sie wieder zu Hause sein – und vielleicht sogar noch etwas von dem Zitronenpudding vor finden.

Schwer legte sich eine Hand auf Laras Schulter. Wie Flügel breitete sich das Cape aus, als sie herumwirbelte. Erschrocken starrte sie in Anatoles Gesicht.

„Machst du einen Spaziergang?“

„Oh, Anatole, was machst du denn hier?“ Da sie sich nicht ins nächstbeste Mauseloch verkriechen konnte, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich der Situation zu stellen. Freundlich lächelnd sah sie ihn an.

„Ich bin dir gefolgt.“

„Wie schmeichelhaft. Hat Papa dich denn nicht gut unterhalten?“ „Er ist eingeschlafen.“

Sie warf ihm einen überraschten Blick zu und atmete dann hörbar aus. Gequält lachte sie auf. „Es geschieht ihm wohl recht. Ich hoffe, er liegt bequem.“

„Es geht. So, nun sag mir, was in dem Paket ist.“

Sie wusste, es war sinnlos, was sie tat. Sie stellte sich ahnungslos. „Was für ein Paket?“

Mit dem Finger tippte Anatole an die Verpackung.

„Ach, das Paket meinst du. Oh, ich habe nur eine Besorgung zu erledigen. Es wird schon spät. Solltest du nicht zurückfahren?“

„Nein.“

„Nein?“ Lara zuckte gewollt gleichmütig die Schultern. „Das dachte ich mir.“

„Lara, was ist in dem Paket, und was hast du damit vor?“

„In Ordnung.“ Sie drückte ihm das Bild in die Hand, weil ihre Arme vom Tragen ermüdet waren. Wenn man schon in der Patsche saß, musste man versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. „Ich schulde dir wohl eine Erklärung, und du wirst ja sowieso nicht eher gehen, bis du sie hast.



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