Der letzte Dandy: Roman by Klaas Huizing

Der letzte Dandy: Roman by Klaas Huizing

Autor:Klaas Huizing [Huizing, Klaas]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Wunschliste, Roman, Humor, Satire, Gegenwartsliteratur
ISBN: 9783641010706
Google: em8WY7IUqnEC
Herausgeber: Albrecht Knaus Verlag
veröffentlicht: 2015-08-22T16:00:00+00:00


Rücktritte und eine kühne Maskerade

«Es geht ein warmer Sausewind, Sören. Und Sie haben einen energisch-flotten Schritt. Dieses Maß an körperlicher Bewegung bei der Gedankenarbeit bin ich gar nicht gewohnt. Lassen Sie uns hier ein wenig rasten, obwohl ich im Schatten Ihrer zarten Schulterblätter kaum transpiriere.»

«Ich habe Angst, mir eine grimmige Erkältung zuzuziehen, Tommy, wenn wir uns nicht ein wenig bewegen.»

«Bis zum nächsten Strandbad ist es noch über eine Stunde Fußmarsch, und zur Mittagszeit residiert dort meistens Theodor Wiesengrund Adorno. Er erzählt immer so bedrückend Gescheites. Und wenn man Teddie den kleinen Finger gibt, stürzt er ans Klavier, und wenn uns dann kein Hustenanfall zu Hilfe kommt, spielt er bis zum Kaffee unsere Gehörnerven wund. Ich bin von seinem Anschlag nicht angetan. Selbst die luzidesten Partien werden bei ihm verschattet. Und hinterher erklärt er mir dann zum hunderttausendsten Mal die Zwölftonmusik. Nach dem dritten Likör verliert er seine gerühmte Höflichkeit und fängt prompt an zu zetern, mein Doktor Faustus gehe doch auf seine Intuition zurück; ich sei ein kleiner gemeiner Dieb, hätte immer alles geklaut und alle Menschen nur ausgebeutet …»

«Der Theodor, der Theodor, der steht bei uns im Fußballtor. »

«Köstlich, Ihr Humor! Wir bleiben also zunächst hier? Schön. Für mich hätte es einen gewissen Reiz, wenn wir uns – ohne Hektik natürlich – entschließen könnten, mit dem Sand hier vor unseren Füßen, wie sagt man heute, ‹kreativ› zu verfahren.»

«Sie meinen …»

«Steht nicht geschrieben: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder?»

«Sie glückliches Kind. Es wird den Junior freuen, und was kümmert uns schon unser Ruf. Und was schwebt Ihnen vor? Sollen wir einfache Sandkuchen backen?»

«Natürlich nicht. Sie werden lachen – das Holstentor.»

«Ich lache nicht, ich lache nicht. Man sollte alle irdischen Baumeister darauf verpflichten, ihre Modelle in Sand zu entwerfen, dann würden die wenigsten Entwürfe realisiert. Alle Hässlichkeiten der Postmoderne hätten keine Chance gehabt, gebaut zu werden. Könnten Sie Prinz Charles nicht entsprechend instruieren?»

«Noch heute, mein Lieber. Noch heute.»

«Wenn Sie sich kurz zwei Eimerchen und Schäufelchen wünschen, schiebe ich schon etwas Sand zusammen.»

«Ich kremple mir eilig die Hosen um, Tommy, dann bin ich in richtiger Laune. Aber Sie müssen mir versprechen, gleich eine kleine Skizze des Holstentors in den Sand zu zeichnen. Ich bin mir bei den Proportionen nicht ganz sicher. Zieren zwei Türmchen das Tor? Wie war es noch gleich?»

«Schauen Sie: Zwei gedrungene Türme, in der Mitte das Tor mit gezacktem Aufbau.»

«Mein Gott, Tommy, das ist beeindruckend. Sie haben eine wahrhaftige Doppelbegabung. Wie neide ich Ihnen diese vielen Talente. Sie sind ein Zauberer!»

«Unsinn, ich habe die Skizze doch nur so hingeworfen.»

«Darin zeigt sich das Genie. Ich kann nicht einmal ein Rad zeichnen. Und auch im Plastischen bin ich Ihnen wahrscheinlich keine große Hilfe. Ich liebe es, im Sand zu graben, aber Talent, nein, Talent habe ich keines.»

«Gehen Sie mir einfach zur Hand, Sören Aabye. Ihre Lebensgeschichte verrät doch so viel Mut und Tatkraft. Nach den desaströsen Erfahrungen mit dieser bizarren Dame hat Sie Gott sei Dank die Verliebtheit doch noch in Gestalt der adretten Regine Olsen erreicht. Sie hatten eine



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