Der leere Thron by Bernard Cornwell

Der leere Thron by Bernard Cornwell

Autor:Bernard Cornwell [Cornwell, Bernard]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historischer Roman
ISBN: 9783644548510
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2015-06-26T00:00:00+00:00


Es regnete wieder, als wir Gleawecestre erreichten. Wasser stand in Pfützen auf den Feldern, strömte über die vollkommen verstopften Rinnsteine und färbte den Stein der römischen Festungsmauer schwarz. Wir ritten in Rüstung, mit Helmen, Schilden am Arm und emporgehaltenen Speeren auf das östliche Stadttor zu. Die Torwachen traten zurück, ohne uns anzurufen, und beobachteten schweigend, wie wir unter dem Torbogen hindurchritten, die Speere für einen Moment gesenkt, um dann mit lautem Hufgeklapper durch die lange Straße zu traben. Die Stadt wirkte unfreundlich, aber vielleicht lag das auch nur an den dunklen, niedrig dahinziehenden Wolken und dem Regen, der von den Strohdächern triefte und den Unrat auf der Straße in den Sæfern spülte. Wir senkten Speere und Banner erneut, um unter dem Torbogen des Palasts hindurchzureiten, der von drei Männern bewacht wurde, auf deren Schilde Æthelreds steigendes Pferd gemalt war. Ich zügelte meinen Hengst und sah den ältesten der drei an. «Ist der König noch hier?»

Er schüttelte den Kopf. «Nein, Herr. Er ist gestern fort.» Ich nickte und trieb mein Pferd weiter. «Aber die Königin ist geblieben, Herr», fügte er hinzu.

Ich hielt und drehte mich im Sattel um. «Königin?»

Er sah mich verwirrt an. «Königin Ælflæd, Herr.»

«Die Westsachsen haben keine Königin», erklärte ich ihm. Edward war König, aber Ælflæd, seiner Frau, wurde der Titel einer Königin verweigert. So war es in Wessex schon immer gewesen. «Du meinst die Herrin Ælflæd?»

«Sie ist hier, Herr.» Er hob das Kinn in Richtung des größten Palas, eines Römerbaus, und ich ritt weiter. Also war Æthelhelms Tochter hier? Das legte nahe, dass auch Æthelhelm in Gleawecestre geblieben war, und als ich auf den weitläufigen, grasbewachsenen Hof ritt, waren da tatsächlich Männer mit seinem Erkennungszeichen des springenden Hirsches auf ihren Schilden. Andere Schilde zeigten den westsächsischen Drachen.

«Ælflæd ist hier», erklärte ich Æthelflæd, «und besetzt vermutlich deine Gemächer.»

«Die Gemächer meines Mannes», stellte sie richtig.

Ich blickte zu den westsächsischen Wachen, die uns schweigend beobachteten. «Die verraten uns, dass sie eingezogen sind», sagte ich, «und nicht ausziehen werden.»

«Aber Edward ist fort?»

«Wie es aussieht.»

«Er will sich nicht in den Streit verwickeln lassen.»

«Den wir gewinnen müssen», sagte ich, «was bedeutet, dass du in die königlichen Gemächer einziehst.»

«Ohne dich», sagte sie bissig.

«Das weiß ich! Ich schlafe in einem Stall, aber du kannst das nicht tun.» Ich drehte mich im Sattel um und winkte Rædwald heran, einen reizbaren Krieger, der Æthelflæd schon seit Jahren diente. Er war ein vorsichtiger Mann, aber er war auch vollkommen treu und verlässlich. «Die Herrin Æthelflæd wird die Gemächer ihres Ehegemahls benutzen», erklärte ich ihm, «und deine Männer werden sie bewachen.»

«Ja, Herr.»

«Und wenn irgendjemand versuchen sollte, sie an der Benutzung dieser Räume zu hindern, gestatte ich dir hiermit, sie niederzumetzeln.»

Rædwald wirkte besorgt, wurde jedoch von Æthelflæd gerettet. «Ich werde die Räume mit der Herrin Ælflæd teilen», sagte sie scharf, «und es wird kein Gemetzel geben!»

Ich kehrte zum Tor zurück und winkte den Wachmann heran, der mir von Edwards Abreise erzählt hatte. «Ist Eardwulf hierher zurückgekommen?», fragte ich ihn.

Er nickte. «Gestern Morgen, Herr.»

«Was hat er getan?»

«Er kam in Eile, Herr, und innerhalb einer Stunde war er wieder fort.



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