Der Klang des Muschelhorns: Roman (German Edition) by Lark Sarah

Der Klang des Muschelhorns: Roman (German Edition) by Lark Sarah

Autor:Lark, Sarah [Lark, Sarah]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
Tags: Roman
Herausgeber: Bastei Lübbe (Lübbe Hardcover)
veröffentlicht: 2014-08-14T22:00:00+00:00


KAPITEL 13

Eru beobachtete fasziniert, wie sich der Stamm der Te Whakatohea von einer Herde willfähriger Schafe im Bann der Mission in ein Rudel Wölfe verwandelte, blind vor Blutdurst. Er war nicht wenig stolz auf seinen Anteil daran. Gerade diesen iwi hatte ihnen Te Ua schließlich als schwierig geschildert, fest in der Hand der christlichen Missionare. Er hätte jubeln können, als sie die Männer am Vortag eingesperrt hatten.

Nach einer Nacht voller Begeisterung und Anrufung der Erzengel, wurde ihm jedoch himmelangst. Das Morgenlied verklang, und die Männer der Te Whakatohea schleppten Holz und Werkzeug heran. Im Rausch der Hauhau-Lieder und -Gebete hatten sie am Abend zuvor eine Art Gerichtsverhandlung inszeniert, ganz wie Eru es Maras Onkel avisiert hatte. Dabei hatte darüber noch niemand gesprochen, als Franz Lange das Wort an ihn gerichtet hatte. Eru hatte einfach improvisiert wie so oft in den letzten Tagen. Am Abend hatten andere jedoch denselben Einfall gehabt und sich einen Spaß daraus gemacht, die pakeha-Gerichtsbarkeit zu verhöhnen. Lachend ernannte man Geschworene, Anwälte und Richter, die dann untereinander die Whiskeyflaschen kreisen ließen. Die Missionare horteten keinen Alkohol, aber wie sich herausstellte, hatte der Missionsarzt einen Vorrat in seiner Unterkunft versteckt gehabt. Die Krieger entdeckten ihn bei der Durchsuchung der Mission, einer Aktion, bei der sie in der Hoffnung, Wertsachen zu finden, das Unterste zuoberst gekehrt hatten. Dabei war das einzig wirklich Wertvolle wahrscheinlich das juwelenbesetzte Kreuz, das Maras junger Onkel um den Hals trug. Eru hatte es aufblitzen sehen, den Kriegern jedoch nichts davon verraten. Er kannte das Schmuckstück. Es hatte Ida Jensch gehört, bevor sie es offenbar ihrem Bruder geschenkt hatte. Mara würde es nicht billigen, wenn Eru es stahl. Am Ende hatte man Völkner – in Abwesenheit, keiner hielt es für nötig, ihn aus der Kirche vor den »Richter« zu zerren – zum Tod durch den Strang verurteilt. Eru hatte in die Jubelrufe zur Feier dieses Urteils eingestimmt, allerdings nie daran geglaubt, die Krieger könnten es wirklich vollstrecken.

Doch nun konnte er sich der Realität nicht mehr verschließen: Die Whakatohea bauten eine Art Podest unter der Weide, die den Kirchplatz beherrschte. Über einen Ast des Baumes war bereits ein Strick mit einer Schlinge geworfen worden. Ein Galgen! Und die Frauen brachten ihre Kinder heraus, um sie mit Völkners Blut zu heilen. Eru war entsetzt. Sicher, er und die anderen Hauhau hatten den Leuten etwas in der Richtung versprochen. Aber das konnten sie doch nicht wörtlich nehmen!

»Tötet, eins, zwei, drei!« Kereopa ließ die Krieger erneut um den niu marschieren und ihre Speere schwenken.

»Und nun holt ihn euch!« Patara hob die Arme.

Sofort stürzten die Krieger auf die Kirche zu, rissen die Tür der Seitenkapelle auf, in der die Missionare eingesperrt waren, und zerrten Völkner heraus.

»Kereopa, was soll das?« Eru wandte sich erschrocken an seinen Anführer. »Warum lässt du sie auf ihn los? Was sollen sie mit ihm machen?«

Der Krieger lachte mit verzerrtem Gesicht. »Was denkst du denn, großer Krieger?«, höhnte er. »Sie werden ihn jetzt töten! Wir werden ihn töten! Rire, rire, hau hau! Rire, rire, hau hau!«

Eru blieben die Worte im Hals stecken.



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