Der Fall Devlin by Catherine Gaskin

Der Fall Devlin by Catherine Gaskin

Autor:Catherine Gaskin [Gaskin, Catherine]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783105602614
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2015-06-19T16:00:00+00:00


7

Sally fragte sich, ob es nicht ein wenig zu perfekt sei; es mußte, überlegte sie, eine ungeheure Summe Geld gekostet haben. Sie verstand wenig von mittelalterlicher Kunst und Kunstgeschichte, doch ihr Instinkt sagte ihr, daß alles in dieser Treppenhaushalle echt war, daß ein großer Teil davon aus der gleichen Epoche stammte wie die Burg selbst und die Auktionssäle ganz Europas von einer Horde von Einkäufern durchgekämmt worden sein mußten, um diesen Effekt zu erreichen.

Die massive Steintreppe ragte mitten in die Halle hinein und stieg zu deren halber Höhe an, bevor sie sich in das klassiche Y teilte, um zum zweiten Stockwerk zu führen; dort umgab eine Galerie aus wundervoll gemeißeltem Stein die gesamte Halle, von der Flure in das Innere des Gebäudes führten.

Wenn auch Hans Raedler ihnen auf der Treppe voranging, war es Hayward, der sich der Pflichten des Führers bemächtigt hatte.

»Es wird natürlich als eines der großen privaten Museen Europas bekanntwerden«, erklärte er, »wenn Elizabeth je zuläßt, daß es besichtigt und fotografiert wird. Sie sagte jedoch immer, sie hätte zu viele Jahre an der Restaurierung gearbeitet, und als es dann fertig gewesen sei, habe sie darin leben wollen und es nicht einem Schwarm von Kunstexperten zeigen wollen, damit die es in einzelne Stücke zerpflückten. Ich habe ihr gesagt, es wäre etwas für einen großen Kunstband – etwas für Tyne and Townsend, meinst du nicht auch, Sal? –, doch konnte ich sie nie dazu bewegen, dem zuzustimmen.«

Er blieb auf dem letzten breiten Absatz stehen, um die nun unter ihm liegende Halle zu betrachten; Raedler, der bereits auf halber Höhe des nächsten Treppenabschnitts war, wurde so gezwungen, sich umzudrehen und zu warten. Hayward breitete die Arme in der gleichen besitzerischen Bewegung aus, die er auf der Terrasse gemacht hatte. »Von hier sieht es am schönsten aus, finde ich – besonders nachmittags, wenn das Sonnenlicht jene hohen Westfenster trifft …«

Sie standen alle drei an der steinernen Balustrade. »Ich glaube, Mrs. Devlin muß einen großartigen Sinn für Humor haben«, bemerkte Josh. »Man stelle sich nur vor, wie es gewesen sein muß, ›nein‹ zu den Rüstungen zu sagen, die die Kunsthändler ihr zweifellos aufdrängen wollten.«

Hayward warf Josh einen schnellen Blick zu, als habe er ihn in Verdacht, sich lustig zu machen. »Ich bezweifele«, erklärte er kurz, »daß Elizabeth in ihrem ganzen Leben sehr viel besessen hat, was sie nicht aufgedrängt haben wollte. Nicht Elizabeth!«

»Sie scheint ja eine furchtbare Dame zu sein«, entgegnete Josh. »Ich fürchte mich gerade vor ihr – Sie nicht auch, Sally?«

Er hatte es, wie Sally dachte, absichtlich laut genug gesagt, damit Raedler und jeder, der sonst noch lauschte, es hören konnte. Es durchbrach für sie sofort das beklemmende Gefühl der Isolierung; seine Worte riefen jedem laut zu, daß in allem hier etwas zu Theatralisches war, in dieser Atmosphäre der Stille und der Reserviertheit. Es erfüllte einen entweder mit Furcht oder Belustigung, und Josh ließ sie alle wissen, daß er belustigt war. Sie lächelte leicht und wurde als Antwort von einem Lächeln von Josh belohnt. Die wartende Gestalt auf der Treppe bewegte sich mit einer gewissen Widerspenstigkeit.



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