Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels by Lian Hearn

Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels by Lian Hearn

Autor:Lian Hearn [Hearn, Lian]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: Carlsen Verlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


KAPITEL 28

Muto Shizuka verbrachte den Winter in der südlichen Stadt Kumamoto mit Arai Daiichi, dem ältesten Sohn des Clanlords. Sie hätte sich als öffentlich anerkannte Geliebte von Arai betrachten können, denn es hieß, er sei so vernarrt in sie, dass er ihr nichts abschlage, doch trotz ihres lebhaften, charmanten Auftretens war sie sowohl von Natur als auch durch Erziehung und Ausbildung verschlossen und zog es vor, die Beziehung geheim zu halten.

Ihr Vater war gestorben, als sie zwölf Jahre alt war, ihre Mutter lebte bei Verwandten in Kumamoto, einer Kaufmannsfamilie namens Kikuta, die bei den Arai vor allem als Geldverleiher bekannt waren. Ihr Vater war der älteste Sohn der Familie Muto aus Yamagata gewesen und Shizuka hatte ein gutes Verhältnis zu seinen Angehörigen, sie schrieb ihnen fast jede Woche und schickte ihnen häufig Geschenke. Arai erzählte sie Geschichten über diese Familie, schmückte sie herzlich und liebevoll aus und unterhielt ihn mit ihren kleinen Fehden und Verrücktheiten, bis er fast das Gefühl hatte, unter ihnen zu leben. Er hatte keine Ahnung, dass die Kikuta und die Muto die beiden wichtigsten Familien des Stamms waren.

Wie die meisten der Kriegerklasse wusste Arai sehr wenig über die anderen Klassen, aus denen die Gesellschaft der Drei Länder bestand. Bauern und Landarbeiter bestellten das Land und versorgten die Kriegerfamilien mit Reis und anderen Grundnahrungsmitteln. Meistens waren sie einfach zu regieren, sie konnten nicht kämpfen und hatten sehr wenig Mut. Gelegentlich machte eine Hungersnot sie so verzweifelt, dass sie rebellierten, aber dann waren sie auch geschwächt und Unruhen wurden im Allgemeinen leicht erstickt. Kaufleute wurden noch mehr verachtet als die Landbevölkerung, da sie von anderer Leute Arbeit lebten und fett dabei wurden. Aber sie schienen immer unentbehrlicher zu werden, weil sie Nahrungsmittel, Wein, Öl und Sojabohnenpaste herstellten und viele Luxusgüter beschafften, die das Leben schöner machten – elegante Kleider, lackierte Schachteln und Geschirr, Fächer und Schalen – und teure und exotische Gegenstände vom Festland oder von fernen Inseln im Süden importierten: Gewürze zum Kochen, Kräuter für Medikamente, Blattgold und Goldfäden, Farben, Parfüms und Weihrauch.

Arai war ein sinnlicher Mann mit gewaltigem Appetit für alles, was das Leben zu bieten hatte, und genug Geschmack, um das Beste zu verlangen. Er wusste, dass es den Stamm gab – hatte von ihm gehört –, aber er hielt ihn für eine Art Gilde, mehr nicht. Shizuka sagte ihm nie, dass sie in den Stamm geboren und mit den Meistern sowohl der Muto- wie der Kikutafamilien verwandt war, viele Fähigkeiten geerbt hatte und als Spionin nach Kumamoto geschickt worden war.

Zu dieser Zeit nutzte Iida Sadamu beide Familien als Spione und Mörder. Und da er entschlossen war, die Otori zu bekämpfen, die seit jeher seine Feinde waren, und besonders den Mann, den er inzwischen mehr hasste als jeden anderen in den Drei Ländern, Otori Shigeru, beobachtete Iida durch die Familien vom Stamm genau alle Handlungen und Vorhaben der Seishuu im Westen.

In den ersten Frühlingstagen ersuchte Shizuka ihren Herrn um Erlaubnis, ihre Verwandten in Yamagata zu besuchen. Sie hätte das auch ohne Erlaubnis getan, aber es



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