Dating Berlin by Sonia Rossi

Dating Berlin by Sonia Rossi

Autor:Sonia Rossi
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
Tags: Roman
ISBN: 9783548910048
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2010-09-20T22:00:00+00:00


JULI –

… DOCH NUR EIN HAUCH VON GLÜCK

Die ersten Sommerwochen vergehen wie im Flug zwischen beruflichen Verpflichtungen, Studium und den Nachmittagen im Park mit Fynn. Bevor ich es realisieren kann, ist Spanien Fußballeuropameister und der Juni zu Ende. Trotz Fynn und Marc fühle ich mich immer ausgebrannter. Bis tief in die Nacht arbeite ich entweder an einem Bericht für die Uni oder an meinem Buch und stehe trotzdem jeden morgen um Punkt sieben auf, auch an den Wochenenden. Meine Freunde sehe ich selten, und Marc muss mich oft dazu überreden, abends auszugehen. Der Anruf meiner Mutter ist meine Rettung in der Not. Sie ist am Fuß operiert worden und vier Wochen krankgeschrieben, hinzu kommen noch vier Wochen Urlaub. Mit der freien Zeit wisse sie nichts anzufangen, erzählt sie mir, und habe daran gedacht, mich und Fynn ein bisschen länger zu besuchen.

»Was heißt ein bisschen länger?«, frage ich verblüfft.

»Zwei Monate oder so«, lautet ihr Antwort.

Früher hätte es mir davor gegraut, acht Wochen mit meiner Mutter zusammenzuleben, doch jetzt, am Rand der Erschöpfung, nehme ich ihr Angebot dankend an.

Nach einer Woche steht Mama am Flughafen Tegel, mit zwei zwanzig Kilo schweren Koffern, vollgestopft mit Kleidung, Spielzeug und Lebensmitteln. Sie ist immer noch der Meinung, dass in Deutschland außer Bratwürsten und Senf kein vernünftiges Essen zu finden sei, obwohl sie schon mehrmals in Berlin gewesen ist.

»Wo ist Marc?«, sind ihre ersten Worte, nachdem sie Fynn abgeknutscht hat. Ich muss ihr erklären, dass er noch im Büro steckt, obwohl es schon neunzehn Uhr ist.

»Hoffentlich ist er nicht einer von diesen Kerlen, die nur für ihre Arbeit leben«, sagt sie, während sie Fynn an der Hand hält.

Es war schon immer schwierig, mit meiner Mutter über Liebe zu reden. Schon in meiner Schulzeit mochte sie keine meiner Schwärmereien, immer aus anderen Gründen: zu laut, zu prollig, ungepflegt, nur Flausen im Kopf, er wird es im Leben zu nichts bringen … so dass ich ihr irgendwann niemanden mehr vorgestellt habe, zumindest bis zu meiner Hochzeit. Dass sie für ihre Tochter nur den besten Mann wollte, kann ich ihr nicht übelnehmen, aber wie der perfekte Schwiegersohn ihrer Ansicht nach aussehen sollte, ist mir nie klargeworden. Kein Mann verfügt nur über positive Eigenschaften, und gäbe es so einen doch, dann wollte ich ihn nicht haben. Gerade Macken machen Männer interessant und menschlich; die, die mein Herz erobert haben, waren nie aalglatt.

Meinen Mann hat Mama natürlich nie gemocht, sie hielt ihn für einen faulen Nichtsnutz, der nur Partys und seine Kumpels im Kopf hatte, und war froh, als ich ihr letztes Jahr erzählte, dass ich mich scheiden lassen würde. Sie hatte insgeheim, wie sie mir später beichtete, jahrelang zur Jungfrau Maria dafür gebetet.

Ich hatte ihr bereits am Telefon von Marc erzählt, und diesmal fand sie keine Einwände, sondern hörte sich begeistert all meine Geschichten über ihn an. Mehr hätte sie sich nicht wünschen können: ein Steuerberater, der dazu noch ein verantwortungsvoller Vater ist, eine solide Bildung genossen hat und in einer intakten Familie aufgewachsen ist.

»Scheint, als ob du diesmal Glück gehabt hast«, lautet ihr Kommentar, und natürlich will sie meinen Mr Right kennenlernen.



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