Das Weibernest by Hera Lind

Das Weibernest by Hera Lind

Autor:Hera Lind [Lind, Hera]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783955200435
Herausgeber: dotbooks GmbH
veröffentlicht: 2012-11-24T23:00:00+00:00


Alma mater fegte gerade Blätter, als wir am nächsten Tag bei ihr vorbeischauten. Wir erzählten ihr, dass Marie mit ihrem Maxie dringend eine Bleibe suche.

Ich fragte beiläufig, ob Alma in letzter Zeit etwas von Enno gehört habe.

»Ja, die Männer«, antwortete sie, während sie sich bückte und die Blätter in den Eimer tat. »Was die sich immer so in den Kopf setzen! Jetzt will er doch tatsächlich zu dieser Mandantin ziehen.« Alma mater konnte nie mal stillsitzen oder -stehen, auch nicht, wenn es um so grundlegende Dinge wie die psychischen Verirrungen ihres Sohnes ging. »Der Junge wird endlich mal verwöhnt«, lachte sie, und das war schon das Persönlichste, was sie zu einem solch privaten Thema je von sich gegeben hatte. »Diese Mandantin hat ja so viel Zeit!«

»Ja, kennen Sie die?« Ich konnte vor Spannung kaum stehen.

»Ich hab sie zweimal gesehen. Gestern war sie zum Kaffee hier …«

Sie brachte den Eimer zur Biotonne und erinnerte sich dabei an das gestrige Kaffeetrinken. Marie und ich standen gespannt da und warteten, dass sie wiederkäme.

»Es klappt«, flüsterte ich Marie verheißungsvoll zu. »Sollst sehen, Enno zieht aus, und du kriegst die Wohnung!«

»Sie ist ein sehr nettes Mädchen«, sagte Alma, während sie neue Blätter an sich raffte. »Aber sie ist natürlich ganz anders als Sie!« Sie richtete sich auf und lachte.

»Wie alt?«, fragte ich abschätzend.

Marie trat mir auf den Fuß. Wo doch Alter überhaupt kein Thema sein sollte bei uns erfolgreichen Powerfrauen. Und doch. Für die Mandantin galt das nicht. Die hatte nicht jünger zu sein als ich. Oder gar knackiger.

»Och, die wird Anfang Fünfzig sein«, sagte Alma. »Und sie liest Enno jeden Wunsch von den Augen ab!«

»Aha.« Ich schluckte. So haben gute Frauchen zu sein.

»Frau Gabernak heißt sie. Und sie hat ein großes Haus ganz für sich allein!« Alma mater lachte. »Das hat sie natürlich Enno zu verdanken. Ihr Mann zahlt auch noch reichlich Unterhalt, weil sie nie berufstätig war. Und jetzt mag sie nicht mehr anfangen zu arbeiten. Enno und sie machen sich ein nettes Leben!«

»Interessant«, sagte ich. »Und was wird jetzt aus diesem Haus?«

»Sie können gern bei mir wohnen!«, sagte Alma mater übergangslos zu Marie. »Ich bin ja froh, wenn ich junges Leben um mich habe! Die Kinder sind mein ganzes Glück, es ist immer was los, und es macht ja so viel Freude, sie zu beobachten und mit ihnen zu spielen! Da habe ich gar keine Zeit zum Altwerden!«

»Sie sind großartig«, stammelte ich.

»Aber nein!«, lachte Alma mater. »Man darf sich selbst nur nicht so wichtig nehmen!« Sie nahm das Blätterfegen wieder auf. »Ich habe sogar darüber nachgedacht, Ihnen das Haus zum Kauf anzubieten! Sie haben doch Kinder, Sie sind noch jung, und Sie brauchen etwas für die Zukunft!«

»Sie würden es … verkaufen?« Ich warf Marie einen triumphierenden Blick zu.

»Enno wird das alles regeln«, sagte Alma mater, während sie erneut den Eimer füllte. »Hauptsache, Sie lassen mir auch noch ein Fleckchen übrig! Ich habe doch den Garten so gern. Ich muss mich immer bewegen. Wenn ich mich nicht mehr bewegen kann, dann werde ich alt!« Damit war der Hausverkauf für sie erledigt.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.