Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) by Fox Katia

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) by Fox Katia

Autor:Fox, Katia [Fox, Katia]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492959117
Herausgeber: Piper (com)
veröffentlicht: 2013-01-14T23:00:00+00:00


»Wie konntest du deinem Vater nur so etwas antun – einfach fortzulaufen?« Mit vorwurfsvollem Blick musterte Richard seine Base. »Und das …« Er vollführte eine verächtliche Geste. »… hierfür!«

»Richard, bitte!« Catlin war den Tränen nahe. Seit einigen Tagen schon war ihr morgens speiübel, auch stand ihr das Wasser rascher in den Augen als gewöhnlich. »Wie hast du mich überhaupt gefunden?«

»Das tut nichts zur Sache«, erwiderte er barsch.

Da Catlin ihren geliebten Vetter weder so abschätzig noch so aufgebracht kannte, fiel es ihr schwer, Haltung zu bewahren. Am liebsten hätte sie sich in seine Arme geworfen, um sich trösten zu lassen. Warum nur nahm sie sich auf einmal alles so zu Herzen?

»Dein Vater ist alt geworden, seit du ihn verlassen hast«, sagte Richard in sanfterem Tonfall, als er Tränen in ihren Augen glitzern sah. »Er sorgt sich um dich, Catlin, hat er doch nie eine Nachricht über deinen Verbleib erhalten. Er wusste nicht einmal, ob du noch lebst. Wäre Aeldred dir nicht zufällig auf der Straße begegnet, so hätten wir dich überhaupt nicht gefunden.«

»Dann hast du also wirklich nach mir gesucht?« Catlin lächelte zaghaft.

»Aber gewiss doch!« Richard blickte sie entrüstet an. »Nicht nur dein Vater, wir alle waren krank vor Sorge. Onkel Henry wird furchtbar erleichtert sein, wenn er erfährt, dass es dir gut geht. Er hat die Hoffnung, dich wiederzusehen, nie aufgegeben.« Richard runzelte die Stirn. »Und du? Hast du auch nur einmal, ein einziges Mal, an ihn gedacht?«, fragte er streng.

Richard hätte seinen Vater niemals enttäuscht.

Catlin senkte den Kopf. Kinder hatten ihre Eltern zu achten. Ein rechtschaffener, zuverlässiger Mann wie Henry, der Catlin stets ein fürsorglicher Vater gewesen war, hatte mehr als nur Achtung verdient. Genau wie seinem Bruder stand ihm die bedingungslose, hingebungsvolle Liebe seines Nachwuchses zu. Hatte er Catlin doch nicht nur die Mutter ersetzt, so gut er es vermocht hatte, sondern auch sein eigenes Glück hintangestellt, solange er die Tochter hatte versorgen müssen. Darum war es mehr als undankbar, ja, unverzeihlich, dass sie seinem Wunsch nicht entsprochen hatte und fortgegangen war.

Catlin liefen die Tränen inzwischen in Strömen über das Gesicht. »Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ihn denke«, schluchzte sie. »Mich plagt das schlechte Gewissen, glaub mir! Bleiben aber konnte ich nicht. Ich bin keine Schmiedin. Schwerter und andere Waffen werden niemals mein Handwerk sein. Ich bin dazu berufen, Glocken zu gießen.« Sie hoffte verzweifelt auf das Verständnis ihres Vetters und blickte ihn flehentlich an.

»Dazu berufen!«, knurrte Richard jedoch. »Das klingt, als sei das Glockengießen ein heiliger Akt wie das Gebet eines Mönches oder einer Nonne.« Grimm lag in seiner Stimme.

»Genau das ist es!«, rief Catlin. »Ohne einen unerschütterlichen Glauben, tief empfundene Demut und den Segen des Herrn kann eine Glocke nicht gelingen.« Ihre Augen glänzten nun nicht mehr vor Tränen, sondern vor Begeisterung. »Du als Ritter des Königs magst nur den Wert einer guten Waffe schätzen. Wärst du jedoch ein Mann Gottes, so verstündest du vermutlich, warum ich mich zur Glockengießerin berufen fühle.« Sie legte eine Hand auf Richards Arm und fuhr mit Eifer fort.



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