Das Schandmal by Marco Rievel
Autor:Marco Rievel [Rievel, Marco]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Sieben Verlag
veröffentlicht: 2015-05-01T00:00:00+00:00
Martin blickte vom Computer auf, als sie ins Büro kam. Eileen stand hinter ihm.
»Ich habe die Zugverbindung. Gelsenkirchen Hauptbahnhof nach Landau. Der Zug fährt um 10:32 Uhr auf Gleis vier ab und kommt um 14:37 Uhr an.«
Simone warf einen Blick auf die Uhr. »Beeilt euch lieber, damit ihr Peter am Bahnhof noch antrefft.«
Für einen Moment flackerte Widerspruch in seinen Augen auf, doch er fügte sich ihren Anweisungen. »Wo ist Sven?«, fragte er übellaunig.
»Bereits auf dem Parkplatz.«
Er nahm den Zettel, auf dem er die Uhrzeiten notiert hatte, steckte ihn ein und verlieà mit einem knappen Nicken den Raum.
»Was machen wir?« Eileen schaute sie unternehmungslustig an.
»Du befragst die Nachbarn von Dieter Cassel. Ich fahre zu Ute Rensing.«
»Kann ich nicht mitkommen?« Enttäuschung schwang in der Stimme mit.
Simone schüttelte den Kopf. »Das schaffe ich schon. Wir treffen uns hier wieder um vier. Dann können wir die Ergebnisse auswerten.« Sie zögerte einen Augenblick. »Und den beiden Männern brauchst du von den Zeugenaussagen nichts erzählen. Die sollen sich um Peter Henschel kümmern.«
Eileen wartete deutlich auf eine Erklärung, doch Simone schwieg. SchlieÃlich seufzte Eileen und ging. Die Einteilung der anfallenden Arbeiten missfiel ihr. Garantiert hatte sie sich die Zusammenarbeit anders vorgestellt.
Simone atmete tief durch, als sich die Tür hinter Eileen geschlossen hatte. Sie brauchte Zeit, um ihre Gedanken zu sortieren.
Zunächst musste sie Sven darüber informieren, dass sie das Opfer am Sonntagabend nach eigenem Ermessen observiert hatte. Seine Reaktion auf diese Enthüllung konnte sie sich nur zu gut vorstellen, was ihr Magengrummeln verursachte. Eine unangenehme Aufgabe, doch mit ihm käme sie wieder ins Reine. Viel beunruhigender empfand sie die unausweichliche Strafpredigt Jasseks. Sie hatte ihn mit Halbwahrheiten abgespeist. Eine Tatsache, über die er nicht würde hinwegsehen können. Würde er ihre Beweggründe verstehen?
Sie bereute, ihr eigenmächtiges Handeln verschwiegen zu haben. Aber am Montag hatte sie ihr Verhalten vom Vortag als überspannt beurteilt. Sven würde ihr persönliche Rachegefühle unterstellen. Ein Vorwurf, den sie keinesfalls hinnahm. Sie hatte mitnichten aus Rachsucht gehandelt. Sie war darauf erpicht gewesen, den Stalker bei seinen Aktivitäten zu überführen, und hätte bei jeder anderen Frau ebenso reagieren.
Endlich wieder ihrer selbst sicher nickte sie. Sie war ihrem Gerechtigkeitssinn gefolgt. Wäre Jassek nicht eingefallen, ihnen den Oberkommissar zuzuweisen, gäbe es keine Probleme. Warum hatte ihr Vorgesetzter das wohl getan?
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