Das Rote Kliff Roman by Elke Schneefuß

Das Rote Kliff  Roman by Elke Schneefuß

Autor:Elke Schneefuß [Schneefuß, Elke]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426426333
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2015-06-26T16:00:00+00:00


Kapitel 10

Sind sie nicht ein hübsches Paar?« Richard von Lassen deutete mit einem Kopfnicken zum See hinunter. Luise sah auf. Schweigend legte sie ihr Buch beiseite, bevor sie die Brille ein Stück den Nasenrücken hinaufschob.

Während sie hier mit Richard auf der Terrasse des Gutshauses saß und las, versuchte Ingeborg gemeinsam mit Gregor Timmerland, die Blüten eines Holunderbusches zu ernten, der unten am Ufer des Sees stand. Die Äste des mächtigen Strauches ragten weit auf das Wasser hinaus. Gregor Timmerland stand nah am Ufer und angelte nach den Blüten, die über der Wasserfläche schwebten.

Luise schaute zu, wie der junge Mann mit einem Messer in der Hand immer wieder nach den Zweigen des Busches griff und versuchte, sie mit einer Hand zu sich heranzuziehen. Er benahm sich so ungeschickt dabei, dass man befürchten musste, er werde jeden Augenblick von der Uferkante abrutschen und in den See fallen. Von ihrem Platz auf der Terrasse aus konnte Luise erkennen, dass Timmerlands Schuhe und Strümpfe schon durchnässt waren. Doch der junge Mann wollte sich nicht geschlagen geben. Gerade reckte er sich wieder nach einem dünnen Zweig, doch auch jetzt rutschten ihm die weißen Dolden, die heute Abend die Maibowle zieren sollten, zwischen den Fingern hindurch.

Luise seufzte tonlos. Was für eine Vorstellung er abgab, der Herr Assessor. Er schien nicht einmal zu bemerken, dass er sich lächerlich machte. Ingeborg stand neben ihm und amüsierte sich sichtlich. Ein Weidenkörbchen unter dem Arm, quittierte sie jeden seiner missglückten Versuche mit einem hellen, spöttischen Lachen. Es war nicht zu übersehen, dass sie Gregor Timmerlands unbeholfene Verrenkungen sehr komisch fand.

Luise warf Richard über den Rand ihrer Brille einen fragenden Blick zu. Ein hübsches Paar sollten die beiden sein? In ihren Augen waren sie alles andere als das. Aus Ingeborgs Äußerungen wusste sie ziemlich genau, wie wenig das Mädchen von ihrem neuen Verehrer hielt. Obwohl Timmerland sich ständig bemühte, Ingeborg mit kleinen Gefälligkeiten und intelligenten Bemerkungen zu beeindrucken, blieb sie ihm gegenüber reserviert und kühl. Manchmal ging ihre offen zur Schau getragene Ablehnung sogar so weit, dass Luise sich veranlasst fühlte, ihre Tochter zu einem etwas höflicheren Umgang mit dem Assessor zu ermahnen.

»Ich bin gespannt, wann er sich erklären wird.« Richard von Lassen griff nach dem Glas mit Sherry, das vor ihm auf dem Tisch stand, und führte es an die Lippen.

Luise ließ sich gegen die Rückenlehne ihres Korbstuhls sinken. Sie war nicht sicher, verstanden zu haben, worauf Richard da gerade anspielte, und warf ihm einen fragenden Blick zu. »Sich erklären? Du meinst, der Junge hat ernste Absichten in Bezug auf unsere Tochter?«

»Selbstverständlich hat er die. Ich bin gespannt, wann er ihr einen Heiratsantrag machen wird. Je eher, desto besser, würde ich sagen. Finanziell könnten wir eine kleine Hilfestellung aus seiner Familie gut gebrauchen.«

Luise runzelte die Stirn. Insgeheim zweifelte sie an Richards Vermutung, wollte aber nicht darüber mit ihm streiten. Behutsam nahm sie ihre Brille von der Nase und klappte sie zusammen. »Glaubst du wirklich, dass Timmerland um Ingeborgs Hand anhalten wird?«

»Genau das glaube ich, jawohl. Und ich hoffe, dass er es bald tun wird.



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