Das magische Amulett #127: Hüterin des Schatzes (German Edition) by Jan Gardemann

Autor:Jan Gardemann [Gardemann, Jan]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: BookRix
veröffentlicht: 2017-07-05T22:00:00+00:00

8

»Vielleicht will William ja, dass der Schatz gefunden wird«, wagte ich das Wort an den Anführer zu richten.

»Das werden wir ja sehen, wenn er auftaucht und zu Karl spricht«, erwiderte Jeff kalt. Er schnippte den Kronkorken seiner Bierflasche mit dem Feuerzeug vom Flaschenhals.

»Was wissen Sie noch über diesen Geist?«, hakte ich nach. Der Anführer machte momentan den Eindruck, als wäre er ganz umgänglich.

»William muss so an die zweihundert Jahre in diesem Haus herumspuken«, erklärte er, nachdem er einen tiefen Schluck aus der Flasche genommen hatte. Er wischte sich den Schaum mit dem Handrücken aus dem Bart. »Meine Vorfahren betrieben in diesem Schuppen einst eine Gaststätte. Sie lag damals noch direkt an der Straße, die London mit Dover verband. Es herrschte reger Kutschenverkehr auf der Straße, und das Wagoner Inn, wie diese Spelunke damals hieß, erfreute sich großem Zulauf. Das Geschäft lief hervorragend. Die Familie konnte gut von ihrem Einkommen leben.«

Der Mann grinste unter seinem Bart ein schräges Grinsen. »Dann kam die Nacht, in der sich alles ändern sollte. Mein Vorfahre hat über die Begebenheit genau Buch geführt.«

Bei diesen Worten deutete er mit einem Kopfnicken zu dem Kamin hinüber. Ein wuchtiger, weit ausladender Sims spannte sich über der rechteckigen Feueröffnung. Der Sims war wie ein Altar gestaltet und übersät mit verschieden geformten Kerzen. Im Zentrum des Simses ruhte ein altes, speckiges Buch. Das hellbraune Schweinsleder, aus dem der Einband bestand, war mit Schimmel und spakigen Flecken übersät. Über dem Buch hing verkehrt herum ein Kruzifix.

»Wenn man dem Geschreibsel meines Vorfahren Glauben schenken darf, hielt eines Abends im Juli 1822 eine kleine Kutsche vor dem Wagoner Inn. Ein junges Paar stieg aus und betrat die Schankstube, um sich zu stärken. Die Frau fühlte sich anscheinend nicht wohl. Sie trank einen grünen Tee und der Mann einen Whiskey.«

Jeff lachte rau. »Mein Vorfahre hat über alles genau Buch geführt. Aber das bewahrte ihn schließlich doch nicht davor, wahnsinnig zu werden.«

»Was ist denn geschehen?« Ich befürchtete, der Mann könnte den Faden seiner Erzählung verlieren.

Doch nachdem Jeff wieder einen Schluck Bier getrunken hatte, fuhr er mit seiner lauten rauen Stimme fort zu erzählen:

»Plötzlich entstand draußen auf dem Hof, wo die Kutschen standen, ein Tumult. Der junge Mann und die Frau stürmten nach draußen. Wie sich herausstellte, hatte sich jemand an ihrer Kutsche zu schaffen gemacht. Doch der Kutscher hatte den Dieb bemerkt und Alarm geschlagen. Dem Dieb war es zuvor allerdings gelungen, eine Kiste aus der Kutsche zu ziehen. Als der Kutscher Alarm schlug, ließ der Dieb die Kiste fallen. Der Deckel sprang auf und ihr Inhalt, mehrere Hände voll wertvollen Schmucks, fielen in den Matsch.«

Die anderen Mitglieder der Motorradgang waren inzwischen näher an den Kamin herangetreten. Aufmerksam und mit einer gewissen Ehrfurcht lauschten sie den Worten ihres Anführers.

Sicherlich kannten sie diese Geschichte bereits alle. Und doch schien sie die Erzählung immer wieder aufs neue zu faszinieren.

»Der Dieb ließ sich von den herbeieilenden Leuten nicht stören«, fuhr ihr Anführer fort. »Doch anstatt soviel von den Kostbarkeiten in seine Taschen zu stopfen, wie sie fassen konnten, wühlte er hektisch in dem Schmuckhaufen herum, als würde er ein bestimmtes Kleinod suchen.

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