Das Lied von Eis und Feuer 01 - Die Herren von Winterfell by George R. R. Martin

Das Lied von Eis und Feuer 01 - Die Herren von Winterfell by George R. R. Martin

Autor:George R. R. Martin [Martin, George R. R.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy & Science Fiction, Fantasy
ISBN: 9783442267743
Herausgeber: blanvalet
veröffentlicht: 2010-12-14T00:00:00+00:00


BRAN

Unten im Hof lief Rickon mit den Wölfen um die Wette.

Bran sah von seinem Fensterplatz aus zu. Wohin der Junge auch lief, stets war Grauwind vor ihm da, sprang voraus, um ihm den Weg abzuschneiden, bis Rickon ihn sah, vor Freude juchzte und in eine andere Richtung hastete. Struppel blieb ihm auf den Fersen, wirbelte herum und schnappte nach den anderen Wölfen, wenn diese ihm zu nahe kamen. Sein Fell war nachgedunkelt, schimmerte nun schwarz, und seine Augen waren wie grünes Feuer. Brans Wolf Sommer war der Letzte. Er war wie Silber und Rauch, mit Augen von gelbem Gold, die alles sahen, was es zu sehen gab. Kleiner als Grauwind und wachsamer. Bran fand, dass er der Klügste aus dem Wurf war. Er hörte das atemlose Lachen seines Bruders, wenn er auf seinen kleinen Beinchen über die festgetretene Erde hastete.

Seine Augen brannten. Er wollte gern dort unten sein, lachen und rennen. Zornig über diesen Gedanken wischte Bran die Tränen fort, bevor sie über seine Wangen kullerten. Sein achter Namenstag war schon gewesen. Fast war er nun ein Mann, zu alt zum Weinen.

»Es war nur eine Lüge«, sagte er verbittert, als er an die Krähe in seinem Traum denken musste. »Ich kann nicht fliegen. Ich kann nicht mal gehen.«

»Krähen sind allesamt Lügner«, gab die Alte Nan ihm von ihrem Stuhl aus Recht, auf dem sie mit ihren Handarbeiten saß. »Ich kenne eine Geschichte über eine Krähe.«

»Ich will keine Geschichten mehr hören«, fuhr Bran sie mit gereizter Stimme an. Früher hatte er die Alte Nan und ihre Geschichten gemocht. Doch jetzt war es etwas anderes. Jetzt ließ man sie den ganzen Tag bei ihm, damit sie auf ihn achtete und ihn säuberte und damit er nicht so allein war, doch machte sie alles nur noch schlimmer. »Ich hasse deine dummen Geschichten.«

Zahnlos lächelte die alte Frau ihn an. »Meine Geschichten? Nein, mein kleiner Lord, nicht meine. Die Geschichten sind einfach da, vor mir und nach mir und auch vor dir.«

Sie war eine sehr hässliche alte Frau, dachte Bran verächtlich, ausgezehrt und faltig, fast blind, zu schwach zum Treppensteigen, mit nur ein paar Büscheln von weißem Haar auf ihrem fleckig rosafarbenen Schädel. Niemand wusste, wie alt sie wirklich war, doch sein Vater sagte, man habe sie bereits die Alte Nan genannt, als er noch ein Junge war. Ganz sicher war sie der älteste Mensch auf Winterfell, vielleicht der älteste der Sieben Königslande. Nan war als Amme für einen Brandon Stark nach Winterfell gekommen, dessen Mutter bei seiner Geburt gestorben war. Er war der ältere Bruder von Lord Rickard, Brans Großvater, gewesen oder vielleicht auch ein jüngerer Bruder oder ein Bruder von Lord Rickards Vater. Manchmal erzählte die Alte Nan es auf die eine und manchmal auf die andere Weise. In allen Geschichten war der kleine Junge mit drei Jahren an einer Sommergrippe gestorben, doch die Alte Nan blieb hernach mit ihren eigenen Kindern auf Winterfell. Sie hatte beide Söhne im Krieg verloren, als König Robert den Thron bestieg, und ihr Enkel starb während Balon Graufreuds Rebellion auf den Mauern von Peik.



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