Das Haus der verlorenen Wünsche by Mia Löw

Das Haus der verlorenen Wünsche by Mia Löw

Autor:Mia Löw [Löw, Mia]
Die sprache: deu
Format: azw3
Tags: Roman
Herausgeber: Piper Verlag GmbH
veröffentlicht: 2013-11-05T23:00:00+00:00


St. Andrews, Juni 2012

Hamishs Nachricht war kurz und knapp. Heute Abend neunzehn Uhr Princes Street 105 in Edinburgh. H.

Tessa hatte seine SMS beim Frühstück bekommen. Wie ein Teenie hatte sie ihr Telefon im Restaurant neben den Teller gelegt, um bloß keine Nachricht von ihm zu verpassen.

Sie las die Nachricht immer wieder, obwohl sie die lakonische Botschaft bereits nach dem ersten Lesen auswendig kannte. Sosehr sie sich auch freute, dass er sich endlich gemeldet hatte, der Text befremdete sie. Tessa erwartete keine glühenden Liebeserklärungen, aber das klang wie die Verabredung zu einem Jobgespräch. Außerdem störte es sie, dass er sie nicht fragte, ob sie nach Edinburgh kommen wollte. Es klang vielmehr wie ein Befehl. Als würde ich nur darauf warten, zu ihm reisen zu dürfen, ging es Tessa durch den Kopf. Sie stockte. War es nicht tatsächlich so? Wartete sie nicht seit gestern ungeduldig darauf, dass er ein Zeichen gab, damit sie springen konnte? Und es gab noch etwas, das sie befremdete. Der Absender der Nachricht lautete »Unbekannt«. Unterdrückte er seine Handynummer immer, oder sollte sie seine Nummer nicht erfahren?

Blödsinn, seine Nachricht ist doch ein Beweis, dass er es ernst meint!, scheuchte sie diese Zweifel energisch beiseite. Sonst würde er wohl kaum verlangen, dass wir uns bei ihm zu Hause treffen. Diese Einladung ist mehr wert als tausend Liebesschwüre, redete sich Tessa beinahe trotzig ein.

Sie warf einen flüchtigen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war erst kurz nach acht Uhr morgens. Sie hatte also noch den ganzen Tag zu ihrer Verfügung bis zu ihrer Abreise. Und was lag näher, als ihr ursprüngliches Ziel weiterzuverfolgen: herauszubekommen, was ihre Mutter nach St. Andrews verschlagen hatte. Ihr fiel wieder ein, was ihr die junge Frau an der Rezeption erzählt hatte. Ihre Mutter war mit einem Taxi weggefahren und zumindest bis nachmittags nicht zurückgekehrt. Die Nummer des Unternehmens hatte Isla ihr gegeben. Tessa hatte sie in ihr Notizbuch eingetragen. Hastig stürzte sie den Rest ihres Kaffees, der für einen schottischen Hotelkaffee erstaunlich gut schmeckte, hinunter, bevor sie zum Fahrstuhl eilte. Sie würde das Taxiunternehmen anrufen und herausfinden, wohin der Fahrer ihre Mutter gebracht hatte. Vielleicht führte sie das weiter. Ganz ohne Ergebnis wollte sie schließlich nicht nach Hause zurückkehren. Nach Hause? Wann würde sie nach Hamburg zurückkehren? Was, wenn sie in Edinburgh blieb? Was, wenn ihr Vater noch heute aufwachte und sie sehen wollte? Würde sie Hamish dann versetzen müssen, weil sie den nächsten Flieger nahm und nicht einmal absagen konnte, weil sie keine Nummer von ihm besaß?

Tessa schwirrte erneut der Kopf. Zu viele Optionen und kein klares Ziel. Das hasste sie wie die Pest. Ihr Leben war völlig aus den Fugen geraten. Normalerweise war sie eine gestandene Frau, die alles plante und nichts dem Zufall überließ. Und nun ging alles durcheinander. Sicher war nur, dass sie heute aus dem Hotel auschecken würde. Dann sollte ich das vielleicht gleich erledigen, entschied sie und begab sich an die Rezeption.

Tessa traf Isla dort an, die ihr ohne eine Miene zu verziehen die Rechnung aushändigte und höflich zusagte, das Gepäck bis zu ihrer Abreise im Hotel aufzubewahren.



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