Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene by Orullian Peter

Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene by Orullian Peter

Autor:Orullian, Peter [Orullian, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-12-12T23:00:00+00:00


25

DIE TENENDRA

Land und Himmel schimmerten bronzefarben, die Sonne sank dem Abend entgegen. Schatten wurden länger, und abendlicher Dunst stieg über den üppigen Hügeln nördlich der Hochebene auf. Die Bäume verwandelten sich in dunkle Schemen, und Grillen begannen zu zirpen, während der Himmel sich wieder offen zeigte.

Doch Tahn und Sutter hielten erst an, als Sutter vom Pferd fiel.

Sie waren viele Stunden lang geritten und hatten nur kurz Halt gemacht, wenn die Beine ihrer Pferde unter ihnen allzu müde geworden waren. Dann hatten sie den Tieren eine Pause gegönnt, damit sie trinken und ein wenig grasen konnten, ehe sie gen Osten weiterritten. Tahn hatte den verletzten Fuß nicht in den Steigbügel gestellt. Bei jedem Schritt Joles flammte der Schmerz in seiner von Stacheln durchbohrten Sohle auf, und wenn er den Fuß frei hängen ließ, ging es besser. Trotzdem konnte Tahn sich nicht konzentrieren, also ritt er einfach Sutter hinterher.

Bis sein Freund plötzlich stürzte.

Tahn rutschte vorsichtig vom Sattel, um den verletzten Fuß möglichst zu schonen, und eilte dann zu Sutter. Sein Freund lag bäuchlings mit dem Gesicht im Dreck, und die spitzenbewehrte, blutige Kugel ragte immer noch aus seinem Rücken. Doch so stark hatte die Wunde nicht geblutet, als dass Blutverlust die Ursache für Sutters Sturz hätte sein können.

»Ich fühl mich so schwach.« Sutters Stimme war leise. Zu leise, selbst für jemanden, der gerade auf den Boden geprallt war.

Ist da etwas an den Spitzen?

Tahn sah sich um, und Panik erfasste ihn.

Sie waren allein. Niemand konnte ihnen helfen.

»Schlafen wir einfach hier«, murmelte Sutter. Irgendetwas in seiner Stimme löste bei Tahn eine Warnung aus. Lass ihn nicht einschlafen. Halte ihn wach.

»Steh du lieber auf. Ich könnte wirklich Hilfe gebrauchen. Mein Fuß bringt mich um.« Tahn schüttelte seinen Freund.

Sutter blickte mit einem müden Lächeln auf. »Ach, Eichhörnchen, stopf dir deinen geschwollenen Fuß in den Mund. Dann brauche ich mir dein Gejammer nicht mehr anzuhören.«

Tahn musste Sutter wieder aufs Pferd schaffen. Aber das war unmöglich, solange ihn diese Stacheln im Fuß behinderten. Vorsichtig zog er Stiefel und Strumpf aus. Kupfergeruch stieg von dem Wollsocken auf, der mit Schweiß und Blut getränkt war. Im abendlichen Zwielicht sahen die Verletzungen nicht allzu schlimm aus. Vorsichtig drückte Tahn an seiner Fußsohle herum. Als seine Finger die Eintrittswunden streiften, zuckte er vor Schmerz zusammen.

»Wie wär’s, wenn du mir mal mit dem Prachtstück in meinem Rücken helfen würdest?«, fragte Sutter hinter ihm ein wenig undeutlich.

»Steht dir doch prächtig. Ich würde sagen, wir lassen es noch eine Weile drin, vielleicht gewinnst du es noch richtig lieb.«

Sutters Lachen ging sofort in ein Stöhnen über. »Bring mich nicht zum Lachen. Das tut zu weh.«

»Hätte nie gedacht, dass ich das mal von dir hören würde.« Tahn richtete sich auf und stellte sich auf den gesunden Fuß.

»Das liegt nur an deinen schlechten Scherzen, Eichhörnchen. Was ist jetzt mit meinem Rücken?«

Tahn zückte sein Messer und faltete ein Stück seines Umhangs in der Hand zusammen, um die Kugel damit anzufassen. Mit einem schnellen Ruck zog er sie heraus und ließ sie fallen. Dumpf schlug sie auf dem Boden auf.



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