Das Erbe der Macht - Band 10: Ascheatem by Andreas Suchanek

Das Erbe der Macht - Band 10: Ascheatem by Andreas Suchanek

Autor:Andreas Suchanek [Suchanek, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Greenlight Press
veröffentlicht: 2017-08-21T22:00:00+00:00


17. Wo Unsterbliche fallen

Leonardo da Vinci lag am Boden.

Nackt. Striemen bedeckten seinen Körper. Jemand hatte seinem Fleisch tiefe Schnitte zugefügt. Ein Auge war zugeschwollen, ein Bein gebrochen. An der Seite lagen zwei Zähne.

Leonardo wirkte auf seine eigene Art noch immer imposant. Breite Schultern, gewaltige Muskeln, dicke Oberarme.

Er kauerte auf einem Haufen Stroh. Eine Ledermanschette lag um seinen Hals, ein Seil führte zur Wand und verschwand darin. Eisenschellen ketteten beide Arme und Beine aneinander.

»Max«, keuchte Leonardo.

»Oh ja«, verkündete Moriarty. »Es scheint, als gäbe das ein 2:0. Von uns ist noch keiner zu euch übergelaufen, aber gleich zwei zu uns. Ich würde meinen Führungsstil überdenken, mein Bester. Ach, halt. Dafür ist es zu spät.«

»Ich verstehe nicht«, sagte Max. »Kerkert ihr Unsterbliche nicht in eurer Version des Immortalis-Kerkers ein?«

»In der Tat«, bestätigte Moriarty. »Eine gefühlte Ewigkeit innerhalb von Tagen. Du glaubst nicht, wie schnell man dort dem Wahnsinn anheimfällt. Tomoe war allerdings ein harter Brocken. Der Hintergedanke ist, dass der Tod eines Unsterblichen zur Ernennung eines neuen führt. Wozu den bekannten Feind ersetzen?«

Eine bestechende Logik.

»In diesem Fall wollte Dschingis allerdings zuerst seinen Spaß. Du musst wissen, dass Leonardo und er aufgrund diverser Vorkommnisse in der Vergangenheit nicht gut aufeinander zu sprechen sind. Nun sollte die Einlagerung erfolgen, aber ich habe diesen Plan abgeändert.«

Er schwang seinen Essenzstab und erzeugte eine grau-weiße Spur wie rieselnde Ascheflocken. Aus dem Nichts schälte sich ein Podest. Es stand außerhalb der Reichweite Leonardos und war von einem silbrigen Schimmer umgeben. Darauf lag der Essenzstab des Unsterblichen.

»Du tötest ihn«, verkündete Moriarty. »Ein Stich durchs Herz mit seinem Essenzstab.«

»Ihr lernt von der Schattenfrau.«

Moriarty verzog abschätzig das Gesicht. »Mitnichten. Die Idee ist eine gänzlich andere.« Der Unsterbliche winkte Max zu dem Podest. »Schau ihn dir an.«

Max runzelte die Stirn. »Was ist das? Sieht aus wie ein Netz aus Bernstein.«

»Flacher hauchdünner Bernstein, der auf den Stab aufgebracht wurde, um genau zu sein. Die Idee ist, Leonardo im Moment seines Todes die Kraft zu entreißen.«

»Kraft?«

»Jene Flamme, die Unsterblichkeit verleiht. Das Sigil vergeht in die Ursubstanz, die Essenzreste verwehen. Doch seit einigen Jahren experimentiere ich, suche nach Antworten auf die Frage, was die Unsterblichkeit ausmacht. Woher kommen wir? Wer ernennt uns?«

Fragen, die sich jeder Magier irgendwann stellte.

Die Unsterblichkeit und die Ernennung waren eines der größten Rätsel der magischen Gesellschaft, auf die bisher niemand eine Antwort kannte.

»Kann es gelingen, die Flamme der Unsterblichkeit im Moment des Todes zu konservieren?« Moriarty deutete auf den Stab. »Ich glaube ja, denn sie ist an das Sigil gebunden. Und Sigil und Essenzstab sind eins. Das Bernsteinnetz soll verhindern, dass die Macht im Stab sich verflüchtigt. Es zieht außerdem alles ab, was mit dem Stab in Berührung kommt.«

Max war übel von so viel Perfidität. Moriarty schien noch schlimmer zu sein als jene Version von ihm, die von Sir Arthur Conan Doyle in Buchform verewigt worden war.

»Und ich soll derjenige sein, der ihn tötet?«

Moriarty nickte. »Teil des Experiments. Ein Lichtkämpfer soll den Essenzstab führen. Andernfalls könnte es zu Komplikationen kommen.«

»Ich … aber …«

Moriarty legte ihm väterlich die Hand auf die Schulter. »Du erlöst ihn damit von seinem Leid.



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