Das Ende des Himmels: Roman (German Edition) by Peadar O ́Guilín

Das Ende des Himmels: Roman (German Edition) by Peadar O ́Guilín

Autor:Peadar O ́Guilín [O ́Guilín, Peadar]
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-08-19T22:00:00+00:00


12

Die Ungegessenen

In der endlosen Dunkelheit stolperten sie über zahllose Leichen. Nur der Sprecher spendete ihnen ein wenig Licht. Stolperzunges schmerzhafte Stiefel lockerten sich nach und nach, während sie vom Schleim zerfressen wurden. Er spürte die Verletzungen am ganzen Körper, und sein Magen knurrte vor Hunger. Indrani murmelte die ganze Zeit, wie dringend es war, dass sie zum Dach zurückkehrte. Jedes Wort wurde tadellos von der magischen Kugel übersetzt, die ihren Weg erleuchtete. Es war fast wieder wie in den alten Zeiten. Bis auf das Wimmern des Babys und die kalte Luft, die durch die Risse in seiner gestohlenen Uniform eindrang. Doch all diese Dinge konnten ihn nicht von dem ablenken, was er getan hatte.

Er hatte noch nie zuvor einen Menschen getötet, außer um jemanden von seinem Leid zu erlösen. Allerdings hatte er es schon einmal versucht – Varaha fiel ihm ein –, und er hatte sich oft das Ende seines Bruders vorgestellt.

Doch nun konnte der Jäger nicht die Augen schließen, ohne zu sehen, wie das Blut aus Krishnans Hals schoss. Er schmeckte es immer noch auf der Zunge, und manchmal strich er mit den Fingern über die geronnenen Blutflecken auf der Uniform. Jedes Mal erschauderte er.

Nach vielen Zehnteln kamen sie an eine Tür, die der ähnelte, durch die sie ins Obergeschoss gelangt waren. Indrani drückte ein paar Knöpfe auf der Wand daneben, aber die einzige Reaktion war eine dumpfe Stimme, die sie beide zusammenzucken ließ. »Autorisierung erforderlich«, wurden die Worte vom Sprecher übersetzt.

Stolperzunge zog sein Messer und blickte sich gehetzt in der Dunkelheit um.

»Das ist nur eine Maschine«, sagte Indrani und trat mit dem Fuß gegen die Tür. »Und zwar eine ziemlich dumme. Oder sie wurde vom Virus angesteckt.«

»Ich glaube … ich glaube, ich weiß, was wir tun müssen«, sagte er. Ohne die überraschte Reaktion seiner Frau zu beachten, ließ er behutsam die zitternde Jagadamba von seiner Schulter gleiten. Sie keuchte wieder, wie bei ihrer ersten Begegnung. Er vermutete, dass der Schlafrauch irgendetwas damit zu tun hatte.

Er drückte ihre linke Hand gegen die kalte Metalloberfläche. Ein grünes Leuchten umgab den Umriss ihrer Finger, und die Tür summte. Sie schob sich etwa eine Armbreite weit auf, bis sie offenbar klemmte. Sie schloss und öffnete sich noch ein paarmal, bevor sie zur Ruhe kam.

»Wir müssen hindurch«, sagte Indrani. Sie schob ihre Hand durch den Türspalt und schien nach dem Hindernis zu suchen. Ihr schönes Gesicht wurde von Wundschorf und blauen Flecken verunstaltet. Irgendwie gab ihr das ein heldenhaftes Aussehen – sie hatte viel erlitten und trotzdem weitergekämpft. Doch sie fand nichts, was die Tür blockierte, die sich nun gar nicht mehr bewegte.

»Wir müssen nach unten«, sagte sie mit hörbarer Verzweiflung. »Dort könnte ich meine Erinnerungen durchgehen und herausfinden, was sie von mir haben wollen. Endlich weiß ich, wo ich suchen muss. Das Kriegsschiff, das …«

»Das ist für uns im Moment unwichtig«, sagte Stolperzunge. »Wir müssen zur Oberfläche! Hör mir zu!« Er packte ihren Arm, gröber als beabsichtigt. »Hiresh …«

»Du meinst den Spion?«

Stolperzunge schüttelte den Kopf. »Ich glaube, er wollte auch mein Freund sein.



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