Das Duell der Bösen by Ryan Anthony

Autor:Ryan, Anthony
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Rabenschatten, König Tavurek, Lord Vernier, Der Lord Collector, Die Herrin der Krähen, Volarianer, epische Fantasy, High-Fantasy, Fantasy-Erzählungen
Herausgeber: Klett-Cotta
veröffentlicht: 2017-05-07T16:00:00+00:00

Kapitel 9

Die Margentis lag ein Stück vor der letzten Hafenmole vor Anker, vermutlich, um keine ungewollte Aufmerksamkeit bei der Stadtwache von Varinsburg zu erregen. Sie war das größte Schiff, das Derla je gesehen hatte, mit einem breiten Deck, drei hohen Masten und einem geschwungenen Rumpf. Die Art, wie die Fregatte inmitten der umliegenden Boote aufragte, erinnerte sie an eine Kröte, die auf einem Seerosenblatt hockte. Die Dutzende kleinerer Boote, welche die Verbrecherbosse Varinsburgs hierhergebracht hatten, waren zusammen vertäut und bildeten einen schwankenden Laufsteg, den Derla und ihr adliger Gefährte entlanggehen mussten, um zum Schiff zu gelangen.

»Seereisen fand ich immer schon unnatürlich«, murrte Mustor, während er unbeholfen von einem Boot zum nächsten sprang. »Wenn der Weltvater gewollt hätte, dass wir Ozeane überqueren, hätte er uns gewiss Flossen gegeben.«

»Wir sind gleich da, Euer Lordschaft«, sagte Derla und blickte zum Schiffsrumpf hoch. Die Bullaugen standen allesamt offen und waren von innen hell erleuchtet. Lautes Stimmengewirr und rauhes Gelächter drangen heraus. »Mir scheint, wir sind ein wenig spät dran.«

»Eine gewisse Unpünktlichkeit wird von der Adelsklasse erwartet, meine liebe Derla. Es ist einer der Tricks, die wir anwenden, um die Illusion unserer naturgegebenen Überlegenheit aufrechtzuerhalten. Mein Vater hat meine Mutter und sämtliche Adlige Cumbraels an seinem Hochzeitstag mehrere Stunden lang warten lassen. Allerdings war die Verzögerung gerüchteweise einem Stelldichein mit einer Magd im Weinkeller des Hauses geschuldet und natürlich der Tatsache, dass ihm der Anblick seiner Braut zutiefst zuwider war.«

Derla erlaubte sich ein kleines Lächeln. In den vergangenen zwei Wochen hatte sie beinahe jeden Abend mit Mustor verbracht, und seine Taktlosigkeit machte ihn durchaus sympathisch. Es ärgerte sie etwas, dass sie ihn so mochte – das ging gegen ihre Berufsehre, als Hure ebenso wie als Spionin. Er ist ein Kunde und unter Beobachtung des Königs, erinnerte sie sich, nicht zum ersten Mal. Nichts weiter.

Kurz darauf langten sie an einer steilen Landungsbrücke an, die von einem großen Boot zum Schiff hinaufführte. Mustor war an körperliche Betätigung wenig gewöhnt und musste erst einmal zu Atem kommen, als sie das Oberdeck erreicht hatten.

»Lord Sentes Mustor und Begleitung«, stellte Derla sie einem Paar finster dreinblickender meldeneischer Wachen vor, während Mustor sich japsend auf die Reling stützte. »Wir werden erwartet.«

»Er ja«, erwiderte einer der Meldeneer und nickte in Mustors Richtung, wobei er eine Hand auf seinen Säbel legte. »Du nicht.«

»Mistress Derla …«, keuchte Mustor und richtete sich auf, um in hochmütigem Ton weiterzusprechen, »ist auf meine Einladung hin hier. Sollte ihre Anwesenheit unerwünscht sein, werden wir unverzüglich wieder aufbrechen.« Er wandte sich der Landungsbrücke zu und bedeutete Derla, ihm zu folgen.

»Also gut«, knurrte der Meldeneer. »Deine Hure kann bleiben.« Er nickte in Richtung der Treppe, die zum Laderaum hinabführte. Aus der Luke drang ein orangerotes Leuchten, und mehrere laute, betrunkene Stimmen waren zu hören. »Ihr solltet Euch lieber beeilen, Euer Lordschaft«, sagte der Meldeneer und grinste humorlos. »Die Partie hätte schon vor einer Stunde beginnen sollen, und Eure Gegner sind nicht die geduldigsten Leute.«

Im Laderaum war es laut und roch nach Fünfblatt und verschüttetem Bier. Männer saßen in Grüppchen beisammen

Download

Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.