Das Blut der Unschuldigen by Julia Navarro

Das Blut der Unschuldigen by Julia Navarro

Autor:Julia Navarro [Navarro, Julia]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-02-06T05:00:00+00:00


6

Der Pilot gab durch, dass man in zehn Minuten auf dem Flugplatz Bilbao-Sondica landen werde. Sorgsam verstaute Sagardía die Papiere, mit denen er sich beschäftigt hatte, in seiner Aktentasche.

Der Sekretär des Papstes hatte ihn gebeten, weiterhin am Versuch einer Lösung des Rätsels um die Wörter und Ausdrücke mitzuwirken, die man in Frankfurt aus dem Feuer gerettet hatte. Da er sich, um nachzudenken, nicht im Vatikan aufzuhalten brauche, könne er das ebenso gut an seiner neuen Arbeitsstelle in der Kirchengemeinde tun, die in einem Neubauviertel am Rande von Bilbao lag. In jener Gemeinde wartete Pater Ignacio auf ihn, der wichtigste Mensch in seinem Leben, denn nicht nur hatte dieser seine Berufung zum Priester entdeckt und ihm geholfen, etwas aus seinem Leben zu machen, er verdankte ihm auch seinen Ruf in den Vatikan.

Sagardía schloss die Augen, um sich besser an das Gesicht des deutlich Älteren zu erinnern, der den Vatikan vor längerer Zeit verlassen hatte, um in seine Heimat zurückzukehren und den Seinen zu predigen, ganz wie jetzt er.

Am Ausgang stand Pater Ignacio Aguirre, ein hochgewachsener, schlanker Mann mit schneeweißem Haar, der deutlich jünger aussah als seine vierundachtzig Jahre. Mit seinen blauen Augen hielt er ungeduldig Ausschau nach seinem einstigen Schüler. Trotz des Rheumas, das ihm beständige Rückenschmerzen verursachte, hielt er sich gerade. Die beiden umarmten einander voll tiefer Bewegung. Bei ihrem Wiedersehen auf dem Boden der gemeinsamen Heimat nach so vielen Jahren gab es viel zu erzählen.

Aguirre hatte schon lange erwartet, dass sich Sagardía eines Tages für eine Rückkehr in die Heimat entscheiden würde, aber nicht geglaubt, dass das so früh geschehen würde. Sorgen machten dem alten Jesuiten, der viel über gequälte Seelen wusste, die Gründe, die Sagardía dazu veranlasst haben mochten.

»Ich nehme dich jetzt mit zu uns ins Haus. Weil wir wollen, dass du dich wohlfühlst, haben wir dir ein Zimmer hergerichtet. Hoffentlich gefällt es dir, auch wenn wir, wie du weißt, bescheiden leben. Mikel brennt schon darauf, dich kennenzulernen. Er ist ein guter Priester und einer von den wenigen Jesuiten, die nie den Wunsch verspürt haben, von hier fortzugehen. Seiner Überzeugung nach gibt es auch hier reichlich zu tun. Er hat sich um die Arbeiter auf der Werft gekümmert, bis die geschlossen wurde; jetzt gibt er Religionsunterricht in einer höheren Schule. Wie ich hat er Arthrose.«

»Ich bin sicher, dass es mir bei euch gut gehen wird. Im Übrigen möchte ich dir für die gastliche Aufnahme danken, aber auch dafür, dass du mich in meinem Wunsch unterstützt hast, herkommen zu dürfen. Das war bestimmt nicht einfach.«

»Der Heilige Vater schätzt dich und ist in allererster Linie ein Hirte, der das Beste für die ihm Anvertrauten will. Es hat keine Mühe gekostet, die Leute im Vatikan davon zu überzeugen, dass es besser wäre, dich gehen zu lassen, obwohl ich noch einmal betonen möchte, dass ich deine Entscheidung für falsch halte. Jedenfalls hast du zugesagt, deinen Auftrag zu beenden, und das musst du tun.«

»Das werde ich auch. Er ist äußerst sonderbar und … Ehrlich gesagt, habe ich die Papiere erst im Flugzeug richtig gelesen.



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