Das blaue Haus by Marion Schreiner

Das blaue Haus by Marion Schreiner

Autor:Marion Schreiner
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Es war schon komisch gewesen, als er zum ersten Mal den Namen Sarah erwähnt hatte. Aber noch komischer war es gewesen, als sie danach die Zeitung wieder aus dem Papierkorb genommen und den ganzen Artikel über diese Sarah noch einmal gelesen hatte. Da erst wurde ihr bewusst, in wen sie sich wirklich verliebt hatte. Doch war er nicht tot? Wie konnte er das sein, wenn er doch unten auf einem Stuhl von Ragee saß? Er war nicht tot, das war es. Er war der Psychiatrie entkommen. Das war es auch, was Ragee so an ihm faszinierte. Nicht das Problem mit seiner Frau, nein, es war ein ganz anderes Problem, ein gigantisches, ein wahnsinniges, aber auch ein unwiderstehliches.

Jetzt passte endlich alles zusammen. Dieser Dane Gelton war niemals in der Psychiatrie gestorben, so, wie es die Medien bekannt gegeben hatten. Er lebte – hier bei Ragee.

Julie hatte die Zeitung zu Boden sinken lassen, sie musste alles erst einmal verdauen und versuchte, sich zu erinnern, wie Ragee ihn kennengelernt hatte. War es nicht in ihrem Krankenhaus gewesen? Dieser Alan Gampell war mit dem Notarztwagen eingeliefert worden, ohne Papiere, ohne alles, nur in einer verkommenen Kleidung. Er hatte sich auf der Flucht befunden, kam es Julie in den Sinn. Dabei hatte er sich bei dem kalten Wetter eine Lungenentzündung geholt. Sicher, er konnte ja auch nirgends unterkommen. Die Polizei hatte ganz gewiss nach ihm gefahndet, und in der Zeitung schrieb man, er sei gestorben, um das Volk zu beruhigen. Aber Sarah, sie musste es doch gewusst haben. Oder hatte man auch sie belogen? War sie auf einer Beerdigung mit einem leeren Sarg gewesen?

Julie wollte die Angst spüren, die sich ihr jetzt eigentlich zeigen müsste. Sie war einer unglaublichen Geschichte auf die Schliche gekommen. Angst, dachte sie wieder, die wäre jetzt angebracht, die wäre jetzt normal, aber – sie war Ragees Tochter, sie spürte keine Angst, sie hatte niemals Angst gespürt – ganz im Gegenteil, sie fühlte sich erregt. Sie war stolz, endlich der ganzen Geschichte auf die Schliche gekommen zu sein. Damit war ihr Interesse an diesem Mann in diesem Haus noch stärker geworden. Er trug Fesseln, er konnte Ragee gar nicht so schnell verlassen und damit ebenso wenig sie. Das könnte sie noch verstärken, indem sie ihn mit ihrer Entdeckung konfrontieren würde.

Im Grunde genommen konnte sie ihn jetzt nicht mehr verlieren, nicht einmal mehr an diese Sarah. Er war ihr ausgeliefert!

Während Dane mit einer großen Unschlüssigkeit kämpfte, reinigte Julie ihre Hände im Schnee. Sie wusste, dass sie gewonnen hatte. „Muss ich Angst vor dir haben?“, fragte sie dennoch.

Dane sah irritiert auf. Musste sie jetzt Angst vor ihm haben? Sicher! Er war ein Mörder!

„Nein“, antwortete er leise. „Nicht, wenn du mich in Ruhe lässt“, und sah ihr dabei bitter in die Augen.

„Weißt du, es war der Name Sarah gewesen, der mich beschäftigt hat, der Name aus der Zeitung. Dann der Name deiner Frau, dann die Augen von diesem Bild. Ich fuhr über das Bild und sah meine schwarze Hand. Weißt du, es hat mich noch nicht einmal geschockt.



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