Dark-Academia-Duett 01 - Dark Ivy - Wenn ich falle by Nikola Hotel

Dark-Academia-Duett 01 - Dark Ivy - Wenn ich falle by Nikola Hotel

Autor:Nikola, Hotel [Nikola, Hotel]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783644012998
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2022-11-14T00:00:00+00:00


23. Kapitel

William hilft mir hoch, als wir in einer Nische ankommen, die von der Galerie abgeht. «Leider können wir nicht zu ihr», flüstert er. Mit einem Kopfnicken deutet er zurück zu der beeindruckenden marmornen Poseidonstatue, an der wir eben vorbeigekrochen sind. «Dann entdeckt man uns sofort. Aber wir können uns die Medusa ansehen und ein paar andere griechische und römische Götter.» Er tritt näher zu der Büste, die auf einem Holzsockel direkt in dieser Nische steht.

Die Medusa sieht angsteinflößend aus. Der graue Stein gibt dem ernsten Gesicht einen bedrückend strengen Ausdruck. In Höhe der Schläfen wachsen rechts und links zwei Flügel, und ich beuge mich vor, um mehr zu erkennen. Die Galerie ist nicht beleuchtet. Natürlich nicht, wir sollten schließlich gar nicht hier sein.

«Ihr Haar besteht aus Flammen», flüstert William. «Die Schlangen, die man sonst auf Illustrationen auf ihrem Kopf sieht, schlingen sich hier um ihren Hals.»

Als ich die Hand hebe, dann aber wieder zurückweiche, sagt er: «Keine Sorge, das ist nur eine Replik, sie ist nicht besonders wertvoll.»

Ich traue mich trotzdem nicht, sie zu berühren.

In der nächsten Nische ist auch eine Frauenbüste. Das angebrachte Schild verrät mir, dass sie die Venus darstellt. Ein zarter Marmorschleier bedeckt ihre Brüste, verhüllt aber so gut wie nichts. Ich muss schlucken, weil sie so wunderschön ist, dass es mir in den Fingern kribbelt. «Gott, man will sie unbedingt anfassen, oder?», entschlüpft es mir. Dann halte ich mir schnell die Hand vor den Mund, weil das bestimmt zu laut war.

William fängt an zu grinsen. «Ich war schon ein paarmal hier oben», flüstert er. «Und ich würde lügen, wenn ich behaupte, ihre Brüste noch nie angefasst zu haben. Der Marmor ist nur leider ziemlich kalt. Außerdem fehlt mir der Rest ihres Körpers.»

Ich strecke ihm die Zunge raus.

William zeigt mir noch zwei andere Figuren. Einmal Apollon und dann einen trojanischen Priester, der so verzweifelt aussieht, dass ich eine Gänsehaut bekomme.

«Na ja», meint William. «Das ist Laokoon. Man hat gerade seine beiden Söhne getötet. Da würde ich auch nicht lächeln. Wollen wir weiter?»

Ich nicke. Vorsichtig schiele ich nach unten, horche für einen Moment auf die Geräusche aus der Bibliothek unter uns, bevor ich mich eng an die Regalwand gepresst in die nächste Nische bewege. Hoffentlich hat niemand unsere Stimmen gehört, bete ich. Dann ziehe ich die Luft ein, weil ich die nächste Figur, die nun vor mir auftaucht, kenne. Und sie ist noch viel beeindruckender, als ich dachte. Das ist definitiv ein König, keine Frage. Genauer gesagt der biblische König, dessen Kopf ich auf meinem Schreibtisch stehen habe.

«Ich wusste gar nicht, dass David so groß ist», flüstere ich ehrfürchtig. Die Statue ragt lebensgroß über meinen Kopf hinaus.

«Das ist sogar eine verhältnismäßig kleine Nachbildung», sagt William. «Das Original ist fast dreimal so groß und wiegt schätzungsweise sechs Tonnen. Wahrscheinlich hat man einfach immer diese kleinen Bilder auf T-Shirts und Mousepads im Kopf.»

«Ich habe seinen Kopf als Stiftebecher», gestehe ich ihm, und Williams Mundwinkel ziehen sich nach oben. «Hast du mal das Original gesehen?»

William nickt. «In Florenz, ja. Und wahrscheinlich auch noch hundertfünfzig Kopien, die überall auf der Welt verteilt sind.



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