Damon Knight's Collection 04 (FiO 07) by Knight Damon (Hrsg.)

Damon Knight's Collection 04 (FiO 07) by Knight Damon (Hrsg.)

Autor:Knight, Damon (Hrsg.) [Knight, Damon (Hrsg.)]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Fischer
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Die letzte Forderung – einige Vorhersagen über die Konsequenzen seiner Handlung zu machen – ist vielleicht die schwerwiegendste. Den Vorhang der Zukunft zu zerreißen, den Geheimnissen, die noch im Schoß der Zeit liegen, Umriß und Gestalt zu gehen, ist eine Gabe der Vorstellungskraft. Sie erfordert dichterisches Einfühlvermögen, mit der Richter selten begabt sind und die in ihrer Erziehung normalerweise nicht entwickelt wird.

Richter Felix Frankfurter

Rechtsanwälte, zum ersten und gewöhnlich auch nur ein einziges Mal an einem Obersten Gerichtshof, schildern ihre Eindrücke in verhaltenen Tönen. Sie stellen das langwierige Heraufsteigen der Marmorstufen und das Durchschreiten der aufragenden weißen Säulengänge als ein Bild des Schreckens dar, wie das Besteigen der Guillotine, und das Warten in dem großen, schachtelähnlichen Vorraum, bis ihr Fall verhandelt wird, als eine ausgesuchte Qual der Hölle. Und einen Frack zu tragen, den man einen Tag vorher in einem Washingtoner Herrenausstattungsgeschäft geliehen hat, der unbequem ist und gelegentlich nicht besonders sitzt, und daß man vorher nicht einmal einen Smoking getragen hat, dieses Gefühl und die Gewißheit, daß jeder Mund in dem überfüllten Raum ob ihrer Naivität und Plumpheit sich vor Hohn kräuselt, ist eine Erfahrung, die man freiwillig zum zweitenmal nicht macht.

So steht es für den Anwalt des Klägers, obwohl er genau weiß, daß über die Hälfte aller Fälle, die vor dem Obersten Gerichtshof verhandelt wurden, in Aufhebung des Urteils zu seinen Gunsten entschieden werden. Und es steht noch schlimmer für den Staatsanwalt. Er wird von düsteren Vorahnungen heimgesucht. Damals zu Hause, mit aller Macht seines Staates hinter sich, erreichte er eine Verurteilung. Hier muß er alles von neuem beginnen. Und jetzt sind gewaltige Mächte gegen ihn aufgeboten. Die Seiten sind vertauscht. Nun ist er der Verteidiger.

Guy Winters, Stellvertretender Oberstaatsanwalt des Staates New York, lockerte mit einem Finger seinen Hemdkragen und faltete dann selbstbewußt seine Hände auf dem Tisch vor ihm. Seine Augen wanderten die lange Bank aus Hondurasmahagoni, die fast die ganze Breite des Raums einnahm, entlang und dann über jedes einzelne der neun Gesichter dahinter und schließlich zum Rücken seines Gegners, Walter Sickles, der Frank Tyson vertrat. Sickles war bereits vor die Schranken getreten und dabei anzufangen.

Edmonds war nicht überrascht, den Gerichtssaal so überfüllt zu sehen. Manche Leute, so nahm er an, hatten die ganze Nacht angestanden, um eingelassen zu werden. Die dreifache Quote an Reportern war vertreten. Die alten Hasen unter den Presseleuten konnten oft schon voraussagen, wie die Abstimmung ausfallen würde, indem sie einfach auf die Fragen achteten, die die Richter stellten. Er wünschte sich, daß er das genauso könnte.

Von dem Redepult aus, das direkt vor dem Sitz des Gerichtspräsidenten Pendleton stand, begann Sickles seine Darlegung, langsam, mit gesenkter Stimme, ohne Notizen. Er war froh über das Mikrofon auf dem Redepult, hoffte aber, es würde das Pochen seiner Knie nicht übertragen. Wie in einem Traum hörte er seine eigene Stimme von den kastanienbraunen Vorhängen hinter der großen Richterbank widerhallen. »Mein Mandant ist des Mordes angeklagt aufgrund eines unrechtmäßig zugelassenen Beweises, der nämlich in Verletzung seiner verfassungsmäßigen Rechte erlangt wurde.«

»Sie nehmen Bezug auf das Gewehr mit Tysons Fingerabdruck?« fragte Richter Godwin.



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