Damit wir uns richtig verstehen... by Andreas Wieland

Damit wir uns richtig verstehen... by Andreas Wieland

Autor:Andreas Wieland
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman, Literatur, Romane & Erzählungen, Liebesromane, Historische Romane, Spannung, Anthologien, Dramatik
ISBN: 9783958651036
Herausgeber: 110th
veröffentlicht: 2014-09-25T00:00:00+00:00


Richtung Hauptbahnhof schlendert Margot Götz mit wippendem Haar, hintendrein, o-beinig und hechelnd in gedrungenem Körper, Mopmops. Noch immer purzeln ihre Gedanken übereinander, in sich verkehrt schauen und äugen die Dinge plötzlich ganz anders aus. Tunlichst grüßt sie andere Passanten, Unbekannte, eigentlich bescheuert in einer Stadt wie Chur es ist, in Valzeina oder Alvaneu könnte man dies nachvollziehen, denn dort kennt jeder jeden, ein Nichtgrüssen hätte fatale Folgen. Doch beherrscht sich Margot ihre Verliebtheit lauthals hinauszuschreien, immerhin, obschon die Schmerzensgrenze eigentlich erreicht ist, in dieser eklig überzuckerten Verliebtheit. Ja, ja, les femmes fatales! Schlau und gerissen ihre Luftschlösser, und alles Konträre wirkt possenhaft, ist unwichtig und geht unter im Geräusch ihrer Schritte, in Mopmops Ächzen – Dimitri.

Frenetisch hätte sie ihre Sehnsucht hinausgeschrien und damit all den Spießern hier auf der Straße ein Exempel statuiert, wäre da nicht ihr Ruf zu verlieren gewesen. In New York hätte sie es wohl getan, kein Schwein würde sie dort kennen, in Tokio auch nicht, so blieb diese ziehende Idee dann doch in erbarmungsloser Velleität stocken. Leider? Ja, wenigstens ein opulenter Monolog wäre angepasst gewesen. Mit zusammengepressten Lippen jedoch, betritt Margot die Bahnhofshalle und kauft sich ein Eis, ein Magnum, setzt sich mit Mopmops auf ein Bänkchen und wartet den nahenden Zug aus Zürich ab. Scheinheilig natürlich, mit ihm (Dimitri) hätte sie jetzt wirklich nicht gerechnet, würde sie ihm sagen wollen. Doch lässt er auf sich warten und so beschließt Margot in leichter Enttäuschung, doch noch immer in schwelgerische Schwärmerei verhaddert, für alle Fälle zu sorgen. Schließlich kenne sie ja ihren Süßen, ihr Honigmündchen. In der Drogerie packt sie zwei Packungen gecremte Kondome ein und bezahlt den Kaugummi – wie es sich gehört. Nun ja, ganz so selbstverständlich ist Margot wirklich nicht. Muss sie auch nicht. Schließlich ist sie verliebt. Mopmops, komm, ruft sie und bummelt in Richtung Stadtzentrum, auf ihrem iPhone Katjas Rufnummer gewählt. Dann erzählt sie ihr, wie sie erfolglos auf Dimitri gewartet hat, und wie sie jetzt davon träumt, er möge heute noch neben ihr hergehen, einander untergehakt, im Fürstenwald oder quer über den Rossboden – dies sei ihr Schnuppe. Über mondbeglänzte Hügel würde sie ihre Blicke streifen lassen derweilen, bewundernd die sich sanft hin und her bewegenden Baumwipfel, die Bäume, still und schwarz in ihrer knorrigen Stämmigkeit, einatmend die abgekühlte Abendluft dieser heißen Julitage. Vom Leben wunderschön eingerichtet …

Spinnst du? Ruf ihn an, dann brauchst du nicht einen solchen Quatsch zu labern!, ärgert sich Katja über Margots Geschnulze, starrt weiter in die Glotze und jumpt von einem Kanal zum nächsten. Sowieso erachte sie Dimitris Verhalten als zu wenig transparent. Mit anderen Worten, er müsste sich mehr um Margot bemühen, möglicherweise habe er ja noch weitere Affären. Seine Zurückhaltung jedenfalls, ließe sie Böses ahnen. Denn normal müsste sie von seinen SMS, MMS, E-Mails und Anrufen überschwemmt sein. Diese Aussage ist eindeutig zu viel, sie könne sie am Arsch lecken, schreit Margot Katja an. Ausgerechnet sie müsse derart eingreifen und gemein und schlampig ihre Freude zu zerstören versuchen. Sie, der sie vertraut habe. Eine ungeheure Wut durchströmt Margot, freilich aber auch Katja.



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