Cyrus Haven 03 - Der Erstgeborene by Robotham Michael

Autor:Robotham, Michael [Robotham, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2022-12-28T00:00:00+00:00

37

Cyrus

Es ist noch früh, als ich im Arncliffe Centre ankomme, wo die East Midland Forensic Services sich Laborräume mit einer privaten Firma teilen, die die Analyse von an Tatorten gesicherten Spuren und Proben für fünf verschiedene Polizeibehörden in den Midlands erledigt.

Cassie Wright trifft mich am Empfang. Sie trägt Jeans, eine taillierte weiße Bluse und Cowboystiefel, in denen sie fast so groß ist wie ich. Ihr Haar ist zu einem Pferdeschwanz gebunden, und sie trägt eine Schildpattbrille, die sie verlegen berührt.

»Normalerweise benutze ich Kontaktlinsen, aber ich habe gestern Abend vergessen, sie rauszunehmen«, sagt sie.

»Sie haben gefeiert.«

»Wo waren Sie? Ich dachte, Sie würden auch kommen.«

»Trinkgelage sind nicht so mein Ding.«

»Meins auch nicht.«

Mir fällt eine Schachtel Paracetamol und eine Dose mit einem Sprudelgetränk auf ihrem Schreibtisch auf. In diesem Moment steckt Craig Dyson den Kopf durch die Tür, ohne mich zu sehen.

»Hey, wohin bist du gestern Abend verschwunden?«

Cassie bedeutet ihm, still zu sein, und weist mit dem Kopf auf mich.

»Oh, Dr. Haven. Ich wusste nicht, dass Sie da sind.«

»Offiziell bin ich das auch nicht«, erwidere ich. »Und nennen Sie mich Cyrus.«

Dyson nickt und wendet sich wieder an Cassie. »Wie fühlst du dich?«

»Wie tot.«

»Ich auch. Hast du Voigt gesehen?«

»Nein.«

»Er sollte die Untersuchung von Foleys Wagen abschließen.«

»Vielleicht ist er noch in der Werkstatt. Soll ich ihn holen?«

»Danke.«

»Dr. Haven ist auf der Suche nach Informationen – kannst du ihm helfen?«

Dyson nickt und setzt sich hinter Cassies Schreibtisch. Wir sehen ihr beide nach, als sie durch die offen stehende Tür geht, den Korridor hinunter, und die Schwingtür aufstößt.

»Sind Sie zwei zusammen?«, frage ich.

»Nicht so richtig. Es ist kompliziert.«

»Sie sind verheiratet.« Ich weise mit dem Kopf auf seinen Ehering. Er blickt auf seine linke Hand.

»Getrennt. Ich warte darauf, die Dokumente zu unterzeichnen.« Er blickt erneut zur Tür, als hätte er Angst, sie könne zuhören. »Cassie hat vor ein paar Wochen ihre Schwester verloren. An Krebs. Sie setzt eine tapfere Miene auf, aber ich weiß, dass sie leidet. Manchmal fragt man sich, warum immer die besten Menschen das größte Pech haben.«

Er gönnt sich einen Schluck von ihrem Getränk.

»Wie kann ich Ihnen helfen, Cyrus?«

»Vor sieben Jahren gab es einen sexuellen Angriff auf eine Frau, die in ihrer Wohnung überfallen wurde. Ihr Nachbar wurde für die Tat verurteilt. Portland Road, Nottingham.«

»Ich erinnere mich«, sagt Dyson. »Ich habe damals den Einsatz der Spurensicherung geleitet.«

»Haben Sie vielleicht noch Fotos?«

»Kann sein.«

Er schnippt mit den Fingern. »Geht es um das Haar?«

»Verzeihung?«

»Dem Opfer wurde der Kopf geschoren.«

Ich blicke ihn offensichtlich verständnislos an.

»Das Opfer – an den Namen kann ich mich nicht erinnern – hatte einen rasierten Schädel, genau wie Maya Kirk. Man hat den Nachbarn aus der Wohnung über ihrer verhaftet. Seine Fingerabdrücke waren überall in ihrer Wohnung, und an dem Kopfkissen hat man Spuren seiner DNA sichergestellt. Soweit ich mich erinnere, haben wir in seiner Wohnung auch Beweise gefunden – ein Schmuckstück.«

Dyson hat etwas in den Computer eingegeben und ruft eine Reihe von Dateien mit Fotos auf. Es sind Aufnahmen des Schlafzimmers, des Eingangsflurs und der Wohnbereiche. Man sieht das Bett und den Kissenbezug, der

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