Conan der Pirat by Robert E. Howard; L. Sprague de Camp

Conan der Pirat by Robert E. Howard; L. Sprague de Camp

Autor:Robert E. Howard; L. Sprague de Camp [Camp, Robert E. Howard; L. Sprague de]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-02-24T16:00:00+00:00


2

Olivia träumte, und durch ihre Träume krochen lauernde Grauengestalten wie schwarze Schlangen, die sich durch einen blühenden Garten wanden. Diese Träume waren bruchstückhaft und ungemein farbig, exotische Scherben eines zerbrochenen unbekannten Bildes, bis sie sich zu einer Szene des Wahnsinns vor einem Hintergrund titanischer Steine und Säulen zusammenfügten.

Sie sah eine riesige Halle, deren hohe Decke von Säulenreihen entlang der Wände gehalten wurde. Große grün-rote Papageien flatterten zwischen diesen Säulen umher, und in der Halle drängten sich schwarzhäutige Krieger mit Raubvogelzügen. Sie waren keine Neger. Weder sie selbst noch ihre Kleidung gab es in der Welt, wie sie der Träumerin vertraut war.

Sie scharten sich um einen, der an eine Säule gekettet war: um einen schlanken weißhäutigen Jüngling mit üppigen goldenen Locken, die ihm in die Alabasterstirn fielen. Seine Schönheit war überirdisch – bei seinem Anblick dachte man an einen aus lebendem Marmor gehauenen Gott.

Die schwarzen Krieger um ihn lachten, spotteten, und schienen ihn in ihrer Olivia so fremden Sprache zu verhöhnen. Die geschmeidige, nackte Gestalt wand sich unter den grausamen schwarzen Händen. Blut sickerte von Elfenbeinschenkeln auf den glänzenden Boden. Die Schreie des bedauernswerten Opfers echoten durch die Halle, doch dann hob der Jüngling den Kopf zur Decke und dem Firmament darüber, und er rief mit schrecklicher Stimme einen Namen. Ein Dolch in Ebenholzfaust ließ ihn verstummen, und der goldene Lockenkopf sank auf die Elfenbeinbrust.

Wie als Antwort auf den Verzweiflungsschrei, erschallte dröhnendes Donnern wie von himmlischen Wagenrädern, und eine Gestalt, die scheinbar in der leeren Luft entstanden war, ragte vor den Mördern auf. Die Gestalt sah rein äußerlich wie ein Mensch aus, aber keinem Sterblichen war je diese unirdische Schönheit gegeben. Die Ähnlichkeit zwischen ihr und dem leblosen Jüngling war unverkennbar, doch die Spur von Menschlichkeit, die die Göttlichkeit des Jünglings gemildert hatte, fehlte den Zügen des Fremden, die schrecklich und unbewegt in ihrer Schönheit waren.

Die Schwarzen wichen vor ihm zurück. Ihre Augen wirkten wie feurige Schlitze. Er hob eine Hand, sprach, und seine Stimme echote in tiefen Schallwellen durch die Halle. Wie in Trance wichen die schwarzen Krieger zurück, bis sie in gleichmäßigen Reihen entlang den Wänden standen. Da drang aus den wie aus Stein gemeißelten Lippen ein schrecklicher Befehl: »Yagkoolan yok tha, xuthalla!«

Die schwarzen Gestalten erstarrten. Ihre Körper wurden steif, wie auf seltsame Weise versteinert. Der Fremde berührte den schlaffen Leib des Jünglings, und die Ketten fielen von ihm ab. Er hob den Leichnam auf den Arm, doch ehe er sich abwandte, glitt sein Blick noch einmal über die stummen Reihen von ebenholzfarbenen Gestalten, und er deutete zum Mond, der durch die schmalen Fenster schimmerte. Und sie verstanden, diese unbeweglichen, wartenden Schatten, die Männer gewesen waren.



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