Claus Störtebecker by Georg Engel

Claus Störtebecker by Georg Engel

Autor:Georg Engel [Engel, Georg]
Format: epub
Tags: Historical Fiction
Herausgeber: MobileRead
veröffentlicht: 2009-06-29T15:09:59+00:00


Das dritte Buch

I

Von ihrem roten Gefieder getragen, glitt die »Agile« durch Tag und Nacht. Geschmeidig, zuverlässig, wie ein nimmermüder Läufer rannte das Schiff über die blaue Ebene, und sein Erbauer mußte einen eigenen Zauber in den Kiel gesenkt haben, denn es war befähigt, durch eine unscheinbare Schwenkung mühelos den Zusammenrottungen größerer Flotteneinheiten zu entgehen, wie sie sich jetzt auffällig oft auf der Ostersee zu zeigen begannen. Über die Wasser mußte bereits das Gerücht von der Untat auf Ingerlyst schwirren. Mehrfach am Tage wurde die Kogge von allerlei Schiffsgemeinschaften angerufen. Dann bemerkte Linda, die in ihrer schwarzen Knabengewandung hinter dem hohen Bord lehnte, um in das ihr unbekannte Fluten und Schwellen des Seeverkehrs zu starren, wie unter die Freibeuter eine wilde Bewegung geriet. Dunkle Haufen rotteten sich auf den Kriegsaufbauten über dem Bug oder hinten über Steuerbord zusammen, verborgen spannten sich die Armbrüste, die Geschützbedienung trat unten im Raum hinter die drei Lederschlangen, und während unheimliche Ruhe herrschte, kletterte gewöhnlich der Bootsmann Wulf Wulflam in den mannshohen Mastkorb, um von dort faustdicke Lügen auf die Wißbegierigen hinabzuschleudern. Bald nannte er sein Schiff »Roi de France«, bald »Die Perle von Brügge«, und die Flaggen, die er aus Leibeskräften schwenkte, nahmen ebenso phantastische Farben an wie seine Auskünfte über Ziel und Ladung des Seglers. Rückten darauf die fremden Schiffer mißtrauisch und unbefriedigt näher, dann fing mit einemmal die Erfindung des Störtebecker an zu spielen. Eine Hebevorrichtung trug die Lederschlangen mitsamt den Bombardierern auf den Aufbau über den Bug, und der Donnergruß aus den drei Mäulern vertrieb den Neugierigen weitere Fragen. Um Linda herum aber gellte der höllische Triumph der Freibeuter. Bei solcherlei unbedeutenden Scharmützeln pflegte sich der Admiral fast niemals zu zeigen. Sooft der Blick des Knaben ihn suchte, immer mußte er sich überzeugen, daß der Befehlshaber den Seinen unsichtbar das stolze Fahrzeug lenkte. Fremd und hochmütig vermied er die Gemeinschaft mit dem Seevolk, und Linda entdeckte, daß dieser Schwarzflaggenfürst einen Wall um sich gezogen hatte, über den keiner seiner Untergebenen hinüberzuschauen wagte. Dafür raunten sie sich über ihn allerlei geheimnisvolle Geschichten ins Ohr. Der Aberglaube der Schiffer spann bereits bunte Fäden um den Lebenden. Daß er eine Hexensalbe besitze, die ihn schußsicher mache, das brauchte nicht einmal der halbwüchsige Schiffsjunge zu versichern. Viele hatten sie selbst gesehen. Bei Mondenwechsel bestrich sich der Herr mit ihr den nackten Leib. Und dann wurde er wieder jung und schön, der scharfe Zug um seinen herrischen Mund verschwand, und in sein Lachen fuhr jener silberne Klang, der die Herzen betörte. Ferner – ihr wißt es wohl – sieben Höhlen eignen ihm in aller Herren Länder. Von unten bis oben vollgestopft mit den herrlichsten Kostbarkeiten. Er ist der reichste Mann der Erde. Hat er doch einmal gewettet, er könne die Ostersee durch eine goldene Kette in zwei gleiche Teile scheiden! Aber was bedeuten solche Nebendinge? Die Hauptsache bleibt, der wilde Claus steht in Beziehung zur Geisterwelt. Er hat einen Pakt. Und das ist gut für die Schwarzflaggen, darauf bauen sie. Ein graues Männchen, ein Rauch, fährt manchmal



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