Bufo & Spallanzani by Fonseca Rubem

Bufo & Spallanzani by Fonseca Rubem

Autor:Fonseca, Rubem [Rubem, Fonseca]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Unionsverlag
veröffentlicht: 2013-09-07T17:00:00+00:00


Ich hörte auf zu schreiben. Der TRS-80 fehlte mir. Ich hatte Hunger. Ich kniff mir in die Wangen, während ich mein Gesicht im Badezimmerspiegel betrachtete. Ach, wie schön, wach zu sein, dachte ich.

Violettrötliches Dämmerlicht bedeckte die Berge. Ich ging in Richtung Haupthaus, ohne meine Taschenlampe anzumachen, und sagte mir im stillen, daß die Natur schön sei.

Alle saßen bereits auf der Terrasse des Haupthauses und sahen in die Abenddämmerung.

»Da ist ja unser Chronist«, sagte Orion.

Roma und Vaslav hatten sich wieder umgezogen. Sie trugen höchst elegante Lederkleidung. Ein Kleidungsstück aus Leder vorzuführen ist so, als führe man eine Jagdtrophäe vor, eine Perversität und Perversion. Meine Gefühle für Roma blieben weiterhin gemischt.

Ich hatte das Blatt, auf das ich den Anfang von Bufo & Spallanzani geschrieben hatte, eingesteckt. Ich dachte, es könnte im Hinblick auf unser Spiel mit dem Thema für sie interessant sein, wenn ich ihnen vorlas, was ich für sie geschrieben hatte.

»Ehe ich mit dem Lesen beginne, möchte ich alle, Orion, Suzy, Roma, an ihr Versprechen erinnern, nicht zu verraten, welches Thema sie erhalten haben.«

Die drei bekräftigten ihr Versprechen.

»Dann also: Der Gelehrte Spallanzani stand … «, et cetera.

Während ich las, warf ich hin und wieder einen Blick auf meine Zuhörer. Suzy sah unruhig zwischen mir und den anderen beiden am Wettspiel Beteiligten hin und her, als wollte sie etwas sagen; ich legte die Finger auf die Lippen und bedeutete ihr zu schweigen. Orion setzte eine finstere Miene auf.

»Sie sind ein Dämon«, sagte Roma, als ich aufhörte.

Ich gab ihr das gleiche Zeichen wie Suzy.

»Ich habe nicht ganz begriffen, was Sie mit dieser Geschichte sagen wollen«, sagte Juliana.

»Es ist nur eine Geschichte über Kröten & Menschen. Sie hat nichts mit der Symbolik von Of Mice and Men zu tun. Im Klappentext wird der Verleger irgend etwas Veranschaulichendes und den Leser Motivierendes sagen. In Frankreich, denn das Buch kommt, genau wie meine bisherigen Werke, auch in anderen Ländern heraus, wird man sagen, das Buch sei eine Metapher für die Gewalt des Wissens. In Deutschland, es sei eine Anklage gegen den Mißbrauch, den der Homo sapiens mit der Natur betreibt, wobei sie nicht vergessen werden zu sagen, in keinem anderen Land der Erde werde dieser Mißbrauch in derart großem Rahmen und auf so törichte Weise betrieben wie in Brasilien. (Vgl. Urwald des Amazonas, Pantanal et cetera.) In den Vereinigten Staaten wird man das Buch als eine grausame Reflexion über die Utopie des Fortschritts bezeichnen. Das Wort Hybris wird als Bannfluch verwendet werden. Wir werden die potentiellen Käufer mit Hilfe der Klappentexte verführen.«

»Dann geht es also ums Verkaufen?« sagte Orion.

»Ein Schriftsteller ist das Opfer vieler Flüche«, sagte ich, »aber der schlimmste von allen ist der, gelesen werden zu müssen. Noch schlimmer der, gekauft werden zu müssen. Seine Unabhängigkeit damit in Einklang bringen zu müssen, daß er konsumiert wird. Kafka ist gut, weil er nicht geschrieben hat, um gelesen zu werden. Shakespeare andererseits ist gut, weil er mit einem Seitenblick auf den Shilling, den er von jedem Zuschauer kassierte, geschrieben hat (vgl. Panofsky). Genausowenig, wie man das Theater



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