Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta by Berte Bratt

Bratt, Berte 02 - Zwei Briefe fuer Britta by Berte Bratt

Autor:Berte Bratt [Bratt, Berte]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Jugendroman
veröffentlicht: 2014-01-25T16:00:00+00:00


Es gibt großartige Menschen

Ich hatte Vati versprochen, niemals die Tür aufzumachen, ohne die Sicherheitskette vorzulegen und durch den Spalt zu schauen.

In diesem Augenblick wurde mir nur klar, daß jemand draußen läutete, jemand, der irgend etwas von mir wollte; da kam ein Mensch, mit dem ich reden konnte; wenn es vielleicht auch nur der Postbote war oder jemand, der nach Aubels fragte.

Ich hielt mich fest und stützte mich gegen die Wand, um zur Eingangstür zu kommen. Ich war verweint, verschwitzt und grün im Gesicht, mein Haar klebte wie eine Klette in meinem Nacken nach der langen Zeit, die ich im Bett gelegen hatte.

Mit zitternden Händen öffnete ich die Tür, ich schwankte und mußte mich festhalten.

Draußen stand eine Dame. Eine kleine rundliche Dame mit kleinen Fältchen um ein Paar gute, leuchtende blaue Augen. Eine Dame, die mich anlächelte und mir die Hand reichte:

„Du bist Britta Dieters, nicht wahr?“

„Ja“, flüsterte ich. „Ich bin krank.“

Die Dame hatte deutsch gesprochen, und ich antwortete auf deutsch. Sie kam herein und machte die Tür hinter sich zu.

„Komm, Kleines, ich helfe dir ins Bett, dann können wir miteinander schwatzen.“

Ein guter starker Arm legte sich um mich, es war so schön, sich an eine sichere Schulter zu lehnen.

Zwei breite, gute Hände schüttelten die Kissen auf, glätteten das Leinen, hoben die Decke vom Boden auf, hoben meine Beine an und deckten mich zu.

„Ja, aber - aber - wer sind Sie?“ sagte ich.

Sie lächelte.

„Ich bin ganz wirklich“, sagte sie. „Du siehst aus, als wüßtest du nicht, ob es Traum oder Wirklichkeit ist. Vielen Dank für deinen Brief. Ich bin Edda Callies.“

Erst als ich mich ein bißchen erholt hatte, begriff ich den Zusammenhang.

Ich hatte den Brief an den Verlag nach Aachen geschickt mit dem Vermerk „Bitte nachsenden“, ohne zu ahnen, daß Edda Callies in Paris war.

Sie hatte ihn mit der Mittagspost bekommen. Ich hatte ja geschrieben, daß ich mich krank und elend fühlte, so hielt sie es für das Beste, zu mir herauszufahren, um nach diesem einsamen und erkälteten Mädchen zu schauen.

Ich bin nicht sicher, daß Edda Callies mir das Leben gerettet hat, ich kann es nicht bestimmt sagen; daß sie einen guten Teil meines Verstandes rettete, glaube ich bestimmt.

„Hast du Durst?“ fragte sie.

„Ja, ich wollte Wasser holen“, sagte ich.

„Ich mache dir eine Tasse Tee.“

Durch meinen Kopf zuckte der Gedanke an den schrecklichen Zustand der Küche, aber ich war zu elend, um mich ernstlich zu schämen. Weit überwältigender war mir die Gewißheit, daß ein Mensch bei mir war, ein ruhiger und lieber Mensch mit zwei leuchtenden Augen, ein Mensch, der mich verstand, ein Mensch, der mir half.

Gleich darauf kam sie wieder herein.

„Du kriegst nur ein wenig dünnen Tee, mehr verträgst du wohl nicht, nachdem du dich so übergeben hast. Aber vielleicht erlaubt dir der Arzt, ein bißchen zu essen.“

„Der Arzt?“

„Ja, der Arzt, ich werde ihn anrufen, sobald ich hier ein wenig Ordnung geschaffen habe. Kannst du es schaffen, ins Schlafzimmer zu gehen, wenn du dich auf mich stützt? Da drinnen ist es ja hübsch und auf geräumt, mit einem zurechtgemachten Bett - ja, ja, ich habe mich umgeschaut, während das Teewasser kochte.



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