Brüder by Thomae Jackie
Autor:Thomae, Jackie [Thomae, Jackie]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Hanser
veröffentlicht: 2019-08-14T22:00:00+00:00
Fleur
Es war nicht abzusehen, dass er einen so spektakulären Ausraster hinlegen würde, aber es war abzusehen, dass irgendwann etwas passieren würde. Ich neige zum Orakeln, besonders rückwirkend, was noch sinnloser ist, deshalb behalte ich meine Vorahnungen meistens für mich.
Am Abend vor seiner Rückkehr war ich mit Albert und seinem französischen Freund Julien im Auto unterwegs gewesen. Die Jungs saÃen hinten, Albert erklärte Julien gerade, was ihm an meinem Fahrstil nicht passt, als ich eine schwarze Katze anfuhr.
Den Schrei der alten Frau, der die Katze gehörte, werde ich nie vergessen. Ihr Schmerz war so groÃ, dass ich dachte, sie würde auf dem Bürgersteig zusammenbrechen und sterben. Gleichzeitig konnte ich nicht aufhören zu denken: Gott sei Dank war es kein Kind, Gott sei Dank war es kein Kind, vielleicht sagte ich es auch. Die Jungs reagierten sofort. Julien sah nach der Katze, Albert googelte die nächste Tierklinik. Ich schleppte mich aus dem Wagen und fiel fast vor der alten Frau auf die Knie, so leid tat mir das alles. Mein Buster, mein Buster, mein Buster, wimmerte sie, während ich sorrysorrysorry sagte. Zwei gesprungene Platten, es war schrecklich. Die Katze lebte, ihre Besitzerin war gebrechlich und im Morgenmantel, und wir hatten keine Zeit zu verlieren, also versprachen wir ihr, uns so schnell wie möglich bei ihr zu melden, und fuhren los. Wenn es nicht illegal gewesen wäre, ich hätte meinen fünfzehnjährigen Sohn fahren lassen, denn nun fuhr ich tatsächlich wie eine Irre. Wie immer, wenn ich aufgeregt bin, wusste ich nicht mehr, wo rechts und links ist, schlotternd klebte ich am Lenkrad, während Albert mich navigierte und zwischendurch auf die Katze einredete: Du musst links, nicht rechts, hallo? Okay, dann nimm dort vorn die nächste links â Buster, wir haben es gleich geschafft, halte durch.
Sein T-Shirt und seine Hände waren voller Katzenblut, und ich war beeindruckt von meinem Sohn, der sonst schreiend davonrennt, wenn es um die Körperflüssigkeiten anderer geht. Während der OP warteten wir auf dem Gang.
Ich wollte immer eine schwarze Katze haben, aber mein Vater hat es nicht erlaubt, sagte Albert zu Julien.
Davon wusste ich nichts. Weder von Alberts Wunsch noch von Gabriels Verbot. Es gibt ein Kinderfoto von Gabriel mit einer groÃen schwarzen Katze mit weiÃen Pfötchen. Er ist so klein, dass die Katze neben ihm die Dimension eines Tigers hat.
Er hatte selbst eine, sagte ich, sie hieà Mohrle. Komisch, oder?
Albert schaute mich nur an und fragte mit seiner sparsamen Mimik: Echt?
Was heiÃt das?, fragte Julien, der Gabriel nicht kannte, der den gesamten Themenkomplex Gabriel und seine Herkunft nicht kannte, denn Albert bezeichnete sich selbst zwar als schwarz, sah aber nicht so aus.
Mohr ist ein altes Wort für einen Schwarzen, es kommt von den Mauren, weiÃt du, wie auch der Name Maurice, sagte ich auf Französisch zu Julien. Man sagt das heute nicht mehr, fügte ich hinzu.
Wieso nennt ausgerechnet er seine Katze so?, fragte Albert.
Ich nehme an, seine GroÃeltern haben sie so genannt. Es war einfach ein beliebter Name für schwarze Katzen, wie Blacky.
Okay, cool, dann nenne ich mich jetzt Mohr, sagte Albert.
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