Blut vergisst nicht by Kathy Reichs

Blut vergisst nicht by Kathy Reichs

Autor:Kathy Reichs [Reichs, Kathy]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-11-17T23:00:00+00:00


21

»Hallo, Süße.« Ich folgte Danny zu einem Lichtkasten an der linken Seite des Labors.

»Nenn mich bloß nicht Süße. Ich kann einfach nicht glauben, dass du mir so was antun konntest.«

Nackte Entrüstung sprach aus Katys Tonfall.

»Dieser Urlaub sollte doch eigentlich Spaß machen. Surfen? Tauchen? Aloha? Weißt du noch? Alo-Ha! Ich bin ein verdammter Taxidienst.«

Im Hintergrund hörte ich Verkehrsgeräusche. Irgendwas Bluesiges plärrte aus dem Radio. »Wo bist du?«

»Auf der Heimfahrt, wenn du es genau wissen willst. Nachdem ich mir so lange die Beine in den Bauch gestanden habe, dass ich jetzt reif bin für die Rente.«

Ich schaute auf die Uhr. Zwanzig vor fünf. Offensichtlich hatte die Vereinbarung der beiden nicht funktioniert.

»Wo ist Lily?«

»Keine Ahnung. Ist mir auch scheißegal.«

»Ihr habt euch nicht getroffen?«

Hinter mir hörte ich, dass Ryan im Wesentlichen dieselbe Unterhaltung führte.

»Ach, gefunden habe ich sie schon. Nachdem ich fast eine Stunde lang im Auto verschmachtet bin.«

Wie kann man sich gleichzeitig die Beine in den Bauch stehen und im Auto verschmachten? Ich fragte sie nicht.

»Ist die Klimaanlage ausgefallen?«

»Darum geht es nicht«, sagte Katy.

Ich bekam ein Schnipsel von Ryans Gespräch mit.

»Katy, mach die Musik leiser.«

Der Pegel sank um ein Mikrodezibel.

»Hast du Lily in der Shopping Mall zurückgelassen?«

»Kannst du dir vorstellen, wie lange ich gewartet habe? Ich war pünktlich dort, sogar ein bisschen zu früh. Ich kreiste, weil ich mir dachte, vielleicht habe ich sie missverstanden. Keine Lily. Ich habe dann gewartet. Eine Stunde nach der ausgemachten Zeit kommt die kleine Schlampe daher geschlendert. Lacht, als könnte sie nichts aus der Ruhe bringen. Und jetzt stell dir mal das vor. Sie kommt daher mit so einem Penner von Mall-Streuner, der sich für 50 Cent hält.«

»Du bist losgefahren und hast sie dort gelassen?«

Mein Blick traf Ryans. Ich hörte schrille Entrüstung aus seinem Handy plärren.

»Was mich angeht, kann Miss Insel-Diva für den Rest ihres Lebens ihren schwarzen, kleinen Arsch durch die Läden schleifen.«

»Katy!«

»Ex-cuus-ay-moi! Lily ist eine Junkie-Primadonna, und jeder verhätschelt sie. Wenn du mich fragst, der gehört einmal der Arsch versohlt.«

»Bist du fertig?«

Schweigen.

»Du machst jetzt Folgendes.«

Wieder Schweigen.

»Hörst du mir zu?«

»Als hätte ich eine andere Wahl.«

Auf theatralisches Getue reagiere ich nicht sehr gut. Für mich ist Affektiertheit eine Verschwendung von Zeit und Energie. Mein Ton verschärfte nur, was meine Tochter bereits wusste.

»Kehr um. Fahr nach Ala Moana zurück. Sofort.«

»Der Verkehr ist beschissen. Das dauert ewig.«

»Daran hättest du vorher denken sollen.«

»Du bist doch dort unten, oder?«

»Ja, bin ich.«

»Du könntest sie abholen.«

»Ja, könnte ich.« Bedeutungsschwere Pause. »Kehr um. Hol Lily. Fahr sie nach Lanikai.«

Ryan gab seiner Tochter parallele Anweisungen. »Sie wird nicht —«

»Sie wird dort sein.« Scharf. »Ryan und ich sind um halb sechs zu Hause. Und dann werden wir uns alle zu einer kleinen Unterhaltung zusammensetzen.«

Ich schaltete ab und schaute Ryan an. Er schüttelte nur den Kopf.

Danny hatte die Röntgenaufnahmen von 1968-979 neben die Aufnahmen, die wir eben aus Xander Lapasas Akte gezogen hatten, an den Lichtkasten gehängt.

Schon ein Blick erzählte die ganze Geschichte.

In beiden leuchtete ein kleiner, weißer Klumpen im ersten, oberen, linken Backenzahn. Obwohl in der postmortalen Aufnahme etwas gestutzt, war der Füllungsrest im Backenzahn so gut wie identisch mit der oberen Hälfte der Füllung der antemortalen Aufnahme.



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