Blindes Vertrauen und fatale Begierde Gesamtausgabe: Band 1 + 2 (German Edition) by Frieda Lamberti

Blindes Vertrauen und fatale Begierde Gesamtausgabe: Band 1 + 2 (German Edition) by Frieda Lamberti

Autor:Frieda Lamberti [Lamberti, Frieda]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-04-20T16:00:00+00:00


Um 21.53 Uhr fährt der Zug planmäßig in den Hauptbahnhof Würzburg ein. Lore erwartet mich nicht wie verabredet auf dem Bahnsteig. Sie ist weit und breit nicht zu sehen. Also nehme ich mein Telefon aus der Tasche und stelle es wieder an, um sie anzurufen. Das Display zeigt mir sechs Anrufe in Abwesenheit. Sechs Anrufe, die auf meiner Mailbox gelandet sind. Ich kann mir schon denken, wer der Anrufer war und ignoriere Marcos Sprachmitteilungen.

»Du bist schon angekommen? Tagtäglich haben die Züge Verspätung. Ausgerechnet heute kommt die Bahn pünktlich. Ich bin auch schon da, ich suche nur noch einen Parkplatz«, sagt Lore und erklärt mir den Weg zu ihrem Standort.

Obwohl wir uns bisher nur über die Webcam gesehen haben, begrüßen wir uns wie vertraute Bekannte.

»Unglaublich, dass du den weiten Weg auf dich genommen hast«, sagt sie und stellt meine Reisetasche auf den Rücksitz ihres Wagens. Während der Fahrt erzählt sie mir, dass sie und ihre Familie außerhalb der Stadt im Grünen wohnen, sie die Hoffnung hat, dass ihre beiden Kinder schon schlafen und sie für uns zwei Bocksbeutel kalt gestellt hat. Nach einer knappen halben Stunde erreichen wir ihr Zuhause.

»Wie schön du wohnst«, sage ich und werfe einen Blick auf die umliegenden Weinberge. Im Haus toben zwei Jungen, die wie der Blitz die Treppe hinauflaufen, als sie mich und ihre Mutter kommen sehen.

»Kommt runter und begrüßt unseren Gast«, ruft Lore zu ihnen hinauf. Kurz darauf stellen sich die beiden vor und reichen mir die Hand. Die beiden elfjährigen Zwillinge gleichen sich wie ein Ei dem anderen.

»Ich bin Tom.«

»Und ich bin Jerry. Du darfst heute in meinem Zimmer schlafen.«

»Tom und Jerry? Das ist ein Witz, oder?«, lache ich.

»Thomas und Jerome sind ihre richtigen Namen. Und die beiden gehen jetzt Zähne putzen und danach ins Bett!«, befiehlt Lore. »Diese beiden Chaoten sind der Grund, weshalb ich mit den Lektionen nicht vorankomme«, sagt sie und schenkt uns zwei Gläser Wein ein. Wir setzen uns auf ihre Veranda und sie erzählt mir von ihrem anstrengenden Alltag als alleinerziehende Mutter, die zwischen Haushalt, ihrem Halbtagsjob in einem Architekturbüro und ihrem Studium zerrissen wird.

»Da hast du es besser«, sagt sie. Ich glaube nicht, dass ich gerade um mein Leben zu beneiden bin, aber um für einen gerechten Ausgleich zu sorgen, biete ich ihr an, so lange mit ihr zu lernen, bis sie den Stoff aus dem Effeff beherrscht. Lore trinkt den Wein wie Wasser. Ich habe schon nach dem zweiten Glas einen Schwips und ziehe mich in Jerrys Kinderzimmer zurück. Bevor ich das Licht lösche, stelle ich meinen Wecker im Handy. Die Mailbox umfasst jetzt bereits acht Anrufe und eine SMS habe ich auch erhalten, aber die ist nicht von Marco.



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