Blaues Blut by Gruber Felicitas

Blaues Blut by Gruber Felicitas

Autor:Gruber, Felicitas
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Diana, 2015
veröffentlicht: 2015-06-02T16:00:00+00:00


24

Gepierctes Gulasch

Erst nachdem Sofie einen erschreckend schlappen Murmel – die Pfötchen schwer, seine Augen so verdreht, dass nur noch das Weiße zu sehen war – zu Flo und Vroni hinausgetragen hatte, wurde sie langsam ruhiger. Nach Sofies Anruf waren die beiden sofort zum Institut geeilt, um Hilfe zu leisten. Der Zustand des kleinen Kerls war bemitleidenswert, aber nachdem sie ihn auf die Rückbank von Flos altem Ford gebettet hatten, versicherte Vroni überzeugend, dass die beste aller Tierärztinnen in Giesing praktiziere und sich seiner annehmen werde.

»Zu der Frau Dr. Ritter kemmans aus der ganzen Stadt, ob Grünwald, Sendling oder Schleißheim, ob reich oder arm, jung oder oid, sogar bis aus Tirol kemmans daher. Die macht de ganzen kranken Viecherl wieder gsund, des woaß i gwieß!«

Vroni zwinkerte ihrer Nichte zu. »Außerdem bet i aa no zum Heiligen Franz, das versteht sich doch ganz von selber. Dann geht bestimmt nix schief!«

Sofie winkte ihnen kurz nach, versuchte nicht zu tief zu atmen, um die Prellungen am Busen nicht unnötig zu reizen, und ging zurück ins Institut, um sich für die anstehende Obduktion einzukleiden. Elke Falk, bereits ganz in Grün, lehnte in der Umkleide mit geschlossenen Augen an der Wand.

»Und Sie, Frau Falk?«, sagte Sofie, während sie in ihren Kittel schlüpfte, der auch einmal schon deutlich lockerer gesessen hatte. »Alles so weit wieder okay?«

»Muss ja, muss«, murmelte die Falk. »Ganz erstaunlich, wie lieb man so ein unschuldiges Wesen gewinnen kann …«

Definitiv meinte sie damit nicht Erik Sander, den sie schon den ganzen Morgen mit tiefgefrorenen Blicken bedacht hatte.

»Oder wollen Sie lieber noch kurz pausieren?«

Jetzt richteten sich Elkes hellblaue Gletscheraugen wie ein eisiger Strahl direkt auf Sofie.

»Aus dem Alter, in dem mich noch ein Mann aus der Fassung bringen kann, bin ich zum Glück heraus, werte Kollegin. Und wie ist das bei Ihnen?«

Während Elke hinausrauschte, dachte Sofie an einen gewissen Charly, der in diesem Moment zu Hause auf ihrem Sofa saß, und atmete noch einmal schmerzlich tief durch, ehe sie ihrer liebreizenden Kollegin folgte. Gleich darauf öffnete sie die Tür zum Obduktionssaal.

Auf dem Sektionstisch lag eine unbekleidete Leiche, was für keinen der hier Anwesenden ein ungewöhnlicher Anblick war. Nur dass die Leiche keinen Kopf hatte, schien auch Spike mehr zuzusetzen, als er nach außen hin zugeben wollte. Weshalb er die Situation mit einem eher hilflosen Witzchen zu überspielen suchte: »Typisch Frau«, meinte er, »so kopflos …«

»Wenn Sie die Würde dieses Raums nicht angemessen zu respektieren wissen, Herr Moosbichler, gehen Sie am besten zurück in den Knast!«, bellte Frau Dr. Falk. »Beim zweiten Mal wird Ihnen aber vermutlich kein Onkel mehr zur Seite stehen, der den ungeratenen Neffen wieder auf die richtige Bahn bringt!«

Autsch! Das saß. So biestig war Dr. Iglu schon seit Monaten nicht mehr gewesen.

Spike wollte noch etwas erwidern, doch Sofie gab ihm einen leichten Stups. »Lass gut sein«, meinte sie leise. »Das ist für uns alle nicht ganz einfach!«

Danach spulten sie die äußere Leichenbeschau vorschriftsmäßig ab wie immer.

»Weibliche Leiche, 44 Jahre, Gewicht ohne Kopf 56 Kilogramm, schlanker, durchtrainierter Körperzustand …«

Im Saal hörte man Jazzmusik,



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