Blau Rosa Gelb (German Edition) by Jolene Walker

Autor:Jolene Walker [Walker, Jolene]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-04-02T16:00:00+00:00

Maya

»Wollen wir heute vielleicht etwas einkaufen und zuhause kochen?«, frage ich Susanne, die gerade ihre Jeans überzieht.

»Kochen?«, denkt sie kurz laut nach. »Ja. Warum nicht?«, antwortet sie mir schließlich und flechtet angezogen vor dem Spiegel ihre Haare. Zufrieden lehne ich mich im Bett zurück und freue mich jetzt schon auf das Abendessen. Bevor Susanne die Wohnung verlässt, beugt sie sich zu mir übers Bett und drückt mir einen Abschiedskuss auf.

***

»Können wir bei Irene vorbei, ehe wir einkaufen?«, fragt mich Susanne und hält meine Hand, als wir zusammen zum Auto gehen. Zu Irene? Die Hinfahrt dauert ´ne halbe Stunde.

»Was willst du bei Irene?«

»Letztens beim Mädelsabend war ich so dicht, dass ich meine Schuhe bei ihr vergessen habe.«

»Können wir das nicht ein anderes Mal machen? Ich hab echt Hunger«, bitte ich sie. Traurig klimpert sie mit ihren Äuglein und drückt ihre Unterlippe vor. Susanne so zu sehen bringt mich zum Lächeln. »Okay. Aber ich hab kein Bock den Abend mit ihr zu verbringen. Seit sie mit Malte auseinander ist, ist sie nicht mehr zum Aushalten.«

»Versprochen! Ich schnapp meine Schuhe und bin in null Komma nichts draußen.« Etwas genervt stöhne ich und schließe das Garagentor im Hof auf, in dem Josefs alter Wagen steht. »In der Nähe gibt es einen Supermarkt. Wir können auch dort einkaufen«, schlägt sie vor. Ich nicke ihr zu und steige in den Wagen.

***

Draußen, direkt vor Irenes Wohnblock finde ich einen Parkplatz. Den Motor abgestellt, schnallt sich Susanne ab. »Bin sofort wieder da«, sagt sie und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Aus dem Auto ausgestiegen, läuft sie rüber zur Haustür. Sie klingelt und wartet darauf, dass der Türöffner angeht. Es dauert einen Moment bis Irene ihr aufmacht. Susanne winkt mir noch zu, bevor sie verschwindet.

Genervt lehne ich meinen Kopf an die Kopflehne und warte. Susanne und ich sind seit ein paar Wochen zusammen. Wie viele weiß ich nicht genau. Wir führen eine offene Beziehung. Ich hab kein Problem damit, wenn sie mit anderen Frauen schläft. Aber seit wir zusammen sind, hat keiner von uns beiden einen anderen Partner gehabt. Eigentlich bot sich für mich oft genug die Möglichkeit an, mit jemand Fremden die Nacht zu verbringen. Angetrunken sind die meisten Frauen viel lockerer und mit den richtigen Worten leicht zu haben. Aber trotzdem konnte ich mich nicht dazu durchringen. Woran es liegt, weiß ich nicht. Susanne reicht mir derzeit vollkommen aus. Sie ist lustig, leicht gestrickt und kein bisschen kompliziert. Wenn sie etwas haben möchte oder sie etwas bedrückt, macht sie einfach den Mund auf.

Ich schaue auf mein Handy. 10 Minuten sind vergangen und Susanne ist noch immer nicht zu sehen. Mein Bauch grummelt. Ich hab ihr doch gesagt, dass ich Hunger habe. Was dauert da wieder so lange? Stöhnend wähle ich ihre Nummer und halte mein Handy ans Ohr. »Wo bleibst du denn?«, frage ich. Ohne dass mir Susanne sagen muss, was passiert ist, höre ich Irene im Hintergrund flennen.

»Bin gleich da …«, flüstert sie leise und legt umgehend auf. Gleich? Bedeutet wohl, es kann sich nur noch um Stunden handeln.

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