Bank, Zsuzsa by Die hellen Tage

Bank, Zsuzsa by Die hellen Tage

Autor:Die hellen Tage [Tage, Die hellen]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-02-15T18:33:40.044000+00:00


Jakobsbeichten

Wir ließen unsere Kindheit hinter uns, ihre Strömungen wurden schwächer, die uns fortgetragen und hinabgezogen hatten in Tiefen, in denen wir leicht hätten verlorengehen können. Selbst die jüngsten Jahre, die Aja wie eine Krankheit überfallen hatten, gaben uns frei und nahmen die vergifteten Worte mit, die Aja aus einem schief gezogenen Mund auf Évi abgefeuert hatte. Auch wenn der Abschied von Zigi sie noch quälte, war ihre Sehnsucht ins Blau der Nächte gebannt, in die Zigi an seinem Trapez schwang, um Ajas Schlaf auf einem Seil zu durchschreiten, jetzt, da sie oft von der Stadt träumte, in der Zigi lebte, von der Küste, an die er auch an freien Tagen den Bus nahm und in deren Brandung er gestanden hatte, als er über ein Telegramm von Ajas Schneeunfall erfahren hatte. Das Lachen kehrte zurück in Ajas Leben, ihr helles, lautes Lachenbreitete sich aus in den kleinen Zimmern, in Évis winziger Küche, in den Kronen der Birnbäume, über den losen Platten zum schiefhängenden Tor, auf den Gängen unserer Schule, auf ihrem Hof, auf dem großen Platz unter den Platanen, unter den Flutlichtern der Eislaufhalle und über unseren Kissen und Decken, wenn ich bei Aja schlief und wir so heftig lachen mussten, dass Évi wach wurde davon und am Morgen fragte, was mitten in der Nacht so lustig gewesen sei. Ich dachte Jahre später noch daran, wenn ich allein, wenn ich ohne Aja war und mir nichts blieb, als an sie zu denken, und ich fing wieder an zu lachen, wenn mir einfiel, was sie gesagt und wie ihre Stimme geklungen hatte, ihre feine, hohe Stimme, mit der sie zu allen außer Karl und mir immer zu laut gesprochen hatte.

Wir wurden achtzehn, bald nachdem Aja und ich angefangen hatten, Schuhe mit Absätzen zu tragen und tagsüber auf den Betten zu liegen. Aja gab sich nicht länger dem Gedanken hin, Zigi könne immer hier sein, er würde irgendwann nicht seinen Koffer packen und losziehen. Der Winter lag weit genug hinter uns, in dem die Sonne über Kirchblüt blass geblieben war und wir begriffen hatten, dass Zigi uns Geschichten erzählt hatte, die seines Vaters oder Großvaters vielleicht, und für Aja hatte er sich an Orte begeben, an denen er nie gewesen war, hatte sich Zugfahrten in England und die Wette für eine Schiffspassage ausgedacht, damit sie glauben konnte, er habe seinen ersten Abschied auf diese Weise bezahlt und nicht von dem Geld, das er Monat um Monat gespart hatte. Wir hatten Évis Warnung verstanden, Zigi träume von den Dingen und hole sie ins Leben, indem er vorgebe, sie seien so wirklich geschehen. Als sie Zigi begegnet sei, in einem Zirkuszelt, in dem die Pferde die Sägespäne mit ihren Hufen aufgewirbelt hätten, habe sie schnell begriffen, wie sehr er von Dingen träumen konnte, auch davon, eines Tages in einem der großen Häfen ein Schiff zu nehmen, und deshalb habe sie angefangen, ihm Modellschiffe aus Holz zu schenken, wann immer sie eines in einer Auslage entdeckt hatte, das etwa so ausgesehen habe wie der Dampfer, den Zigi Jahre später bestiegen hatte, damit er ihn über den Ozean trage.



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